Zum Inhalt der Seite springen
Kaiserverlag

Georg Timber-Trattnig

Foto: christa zauner

Geboren 1966 in Wolfsberg, Kärnten. Matura am Musikgymnasium Klagenfurt, Studium der Medienkommunikation/Anglistik. Seit 1988 freier Autor und Schriftsteller. Dramatikerstipendium der Literar Mechana, Wien 1998/99, Kärntner Förderungspreis für Literatur 1999. Georg Timber-Trattnig ist am 25. Jänner 2000 in St. Veit/Glan (Kärnten) verstorben. Nachrufe siehe "Aktuelles".

Die Theaterstücke Georg Timber-Trattnigs stellen in ihrer gelungenen Mischung aus lyrisch-poetischer Sprache, extravaganten Metaphern und einem konterkarierenden, erschreckenden, oft brutalen, orgiastischen, perversen Hintergrund und polarisierenden Geschehen ein außergewöhnliches dramatisches und heutiges Literaturprodukt dar.

Was teilweise wie eine Reminiszenz an romantische Literaturprodukte erscheint, ist nur vordergründig eine sprachliche Verklärung. Es entsteht eine Spannung und Intensität, die gerade aus der Unvereinbarkeit, dem Antipodischen dieser Elemente entsteht. Die Sprachkreativität Georg Timber-Trattnigs ist im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Autoren, in seiner Vielfalt und Unerschöpflichkeit momentan einzigartig.

Diese Art zu schreiben und Menschen entstehen zu lassen, ist vielleicht eine letzte Möglichkeit, eine sprachliche Romantik zu erschaffen, die angesichts des morbiden Umfelds mit ihren leidenden Protagonisten kläglich zugrunde gehen muss.

Literarische Arbeiten:

    Zucker aus der hohlen Hand (Lyrik/Prosa, 1983)

    androgynes naß (Lyrik, Edition Selene, 1988)

    Die Sehnsucht der Schneemenschen (Roman, Edition Selene/Verlag Röschnar, 1989)

    Das Buch der Nacht (Roman, 1994)

    aphro dio sonnen tang (Lyrik, 1992)

    blutjaspis kreis in grünen kokon (Roman, 1994)

    toxic human U.F.O. (Meta-Fiction, 1994)

    Hermes Phettberg räumt seine Wohnung zsamm (Transkription, Edition Selene, 1995)

Musicals:

Hip the Rat-Hit the Rap (Aufführungen in ganz Österreich, TV)

Mozartmania (Moulin Rouge, Wien)

trauMMania (Landestheater Mecklenburg, TV-Übertragungen)

Der Herr der Ringe (nach J.R.R. Tolkien, Premiere im Dezember 1998, Berlin)

Space=das MusicALL

Santa Claus

Discographie:

    * Ready for Radetzky (Vienna Lusthouse, No. 1 Hit in Österreich)

    * Euro-Charts (30.000 verkaufte Tonträger, Video, TV, Tourneen)

    * Papagena-Sonnenkind (Papageno, Tophit in Österreich)

    * Mozartmania (CD/LP/MC)

    * The Ballad of T.P. (Vienna Lusthouse-Single)

    * naked (Naked Lunch, LP)

    * Balsam (Naked Lunch, CD, Veröffentlichung weltweit)

    * Fliegeralarm (Kult, CD)

    * OXIC SouTh (MC)

Sonstiges:

  • ca. 300 Liedtexte für u.a. Ludwig Hirsch, Ulli Baer, Stella Jones, Nika, Vienna Lusthouse, Papageno,
  • Naked Lunch, Gary Lux, Cactus Abyss, Ricky Mash, She, Kult, usw.
  • Cover-Artwork für u.a. Naked Lunch, Vienna Lusthouse, Kult ...
  • Video-Instellationen, Aktionskunst, Graphik-Design (Cosmic Pop Trash), zahlreiche printmediale
  • Veröffentlichungen. (Pro Kopf, Falter, KTZ, SKUG, Klafter, Niederösterreichische Rundschau)
  • Herausgeber der Pop-Gazette Kult.
  • Event-Veranstalter (Dessous Surreal, Tinti FUCKs, Bata Illic Soundcheck, androgynes naß).
  • Promotion für Die große Richard Höllerbauer Show, 1996, Planet Friesach und Bollwerk.
  • ORF-Mitarbeit (Zick Zack), Discjockey (Kult, Ikar, Take Off, Ballhaus), Regieassistenz (Und in Ewigkeit Amen), Künstlerische Leitung im Szene-Treffpunkt Ballhaus.

NACHRUF

Wir trauern um unseren Freund und Autor

Georg Timber-Trattnig 1966 - 2000

Georg Timber-Trattnig, Musiker, Liedtexter, Graphiker, Lyriker, Prosaist und Dramatiker ist tot.

Der ehemalige Bassist der Rockband "Naked Lunch" hatte in der Theaterszene mit Stücken wie "Kap der guten Hoffnung" (UA: 30. April 1997, Klagenfurter Ensemble, Regie: Eva Brenner) und "Der Schwebebalken des Nebelschneiders" (UA: 4. März 1998, Theater im Landhauskeller, Regie: Bernhard Semmelrock) erstmals in Klagenfurt auf sich aufmerksam gemacht.

Seine experimentelle, tabulose, exzessive und gleichzeitig zärtliche Wortgewalt war Mittelpunkt von über zwanzig Theatertexten, etlichen Drehbüchern und Erfolgsmusicals, wie beispielsweise "Hip the Rat - Hit the Rap", "trauMMania" und "Der Herr der Ringe". Sein Theaterstück "POP!", eine Groteske über ein verblendetes Geschwisterpaar im Rechtsradikalenmilieu, wurde am 17. November 1998 im Wiener Schauspielhaus unter der Regie von Hans Gratzer uraufgeführt. An den Vereinigten Bühnen Graz inszenierte Michael Schilhan am 4. Juni 1999 im "Next Liberty" die Uraufführung von "Transporter". Am 22. Oktober 1999 brachte das Theater "Die Rampe" in Stuttgart (Regie: Eva Hosemann) "POP!" zur deutschen Erstaufführung.

Im Dezember desselben Jahres erhielt der Autor den Förderungspreis des Landes Kärnten für Literatur.

Angesichts der hohen und individuellen Sprachkreativität sowie künstlerischen Vielseitigkeit Georg Timber-Trattnigs ist es enttäuschend, Nachrufe zu lesen, wie sie in der "Presse" oder im "Standard" veröffentlicht wurden. Als sei es nicht schon ungerechtfertigt und herabwürdigend genug, den toten Georg Timber-Trattnig als "Mini-Schwab" zu bezeichnen, macht man sich obendrein noch Sorgen, selbst diese Diminution werde "Schwab-Apologeten" "ärgern" und verweist auf die vermeintlichen "Anleihen" des verstorbenen Autors bei Werner Schwab.

Diesen Theaterkritikern ist nicht vorzuwerfen, dass sie in der Schnelllebigkeit ihres Genres dem Menschen Georg Timber-Trattnig nicht gerecht werden können und in Unkenntnis seine gesamte Theaterkunst nicht zu würdigen wissen. Es ist ihnen jedoch vorzuwerfen, dass sie die Methode der Induktion zum Berufsethos erheben und damit den alltäglichen Vergleich, das Naheliegende, das Einklemmen in die Schubladen ihrer kapazitätslimitierten Billigschränke für druckreif erklären und Nachrufe zum Anlass für aufgewärmte, posthume Kritiken nehmen: Die Vertilger eines einzigen, kreativen Nudelgerichts erheben sich nach Vollendung der Mahlzeit in den Status der Gourmet-Kritiker der italienischen Küche.

Welch Ungerechtigkeit wäre es, diese kritisierenden Nachrufer als Mini-Kerrs, Mini-Iherings und Mini-Reich-Ranickis zu bezeichnen, um nur einige der Überväter der Kunst der Kunstkritik zu benennen. Oder sie gar als Mini-Literaten zu verunglimpfen, die ganz allgemein ihre Vorbilder aus all jenen rekrutierten, die sie kritisieren, und somit auch ein gewisses Maß an gelebter Tragik im ständigen Gefühl des eigenen Unvermögens erlangten.

Wo es nur Unzulängliches zu sagen gibt, sollte doch lieber Schweigen und Stille herrschen.

Georg Timber-Trattnigs Theaterstücke wurden unter dem Eindruck von "POP!" von seiten des Feuilletons zumeist der Kategorie "Trash-Text" zugeordnet. Es war jedoch nicht die Sprachzertrümmerung, die den jungen Autor interessierte, sondern in einem affimativen Sinn die radikale, fast romantische, sehnsuchtsvolle Neuerschaffung einer beständig auswuchernden, modernen Sprache seiner tieftraurigen Theaterfiguren. Seine Texte verweisen von einer erbarmungslosen, kalten, lieblosen, ignoranten und bedrohlichen Umwelt immer auch auf eine metaphysische, nahezu erlösungsversprechende Jenseitigkeit. Dieser Wunsch nach einer neuzeitlichen Romantik und Friedfertigkeit, der gleichzeitig, weit entfernt von Naivität, keinen Missstand zu verdrängen vermag, manifestierte sich in extremen Konstellationen und Geschichten, um durch sie ferne und abhanden gekommene Utopien zu erschaffen.

Der in Wolfsberg (Kärnten) geborene Georg Timber-Trattnig ist mit 33 Jahren am 25. Januar 2000 in St.Veit an der Glan seiner Alkoholkrankheit erlegen. Mit ihm verliert die österreichische Kultur- und Theaterszene einen hochbegabten Künstler, dessen Verzweifeln und Scheitern an einer Außenwelt sich in einzigartigen Prosa- und Theaterwerken niedergeschlagen haben, die es größtenteils noch zu entdecken gilt.

Wir danken Georg Timber-Trattnigs Freunden und allen Künstlern, die seine Theaterkunst gefördert und ermöglicht haben, sowie jenen Kritikern, die in ihren Rezensionen und Nachrufen ein junges Literaturtalent zu würdigen wussten.

Die Presse, 27. Jänner 2000

Georg Timber-Trattnig als eine Art "Mini-Werner-Schwab" zu bezeichnen, wird Schwab-Apologenten ärgern. Doch gibt es Ähnlichkeiten: in der Erfindung schräger, grausiger und doch auch sehr authentischer Figuren, im experimentellen Umgang mit der Sprache - und im exzessiven Lebenswandel. Timber-Trattnig starb 33jährig im Krankenhaus von St. Veit an der Glan an den Folgen von Alkoholmissbrauch. Erst im Dezember hatte der hochbegabte Autor den Förderungspreis des Landes Kärnten für Literatur bekommen.

Georg Trattnig stammte aus Wolfsberg. Timber wählte er als Künstlername nach dem Timberwolf. 1997 brachte das Klagenfurter Ensemble sein Stück "Kap der guten Hoffnung" heraus, ein Jahr später war im Theater im Landhauskeller "Der Schwebebalken des Nebelschneiders" zu sehen. Außerdem schrieb Timber-Trattnig Texte für Musicals wie "Herr der Ringe". Im Wiener Schauspielhaus wurde 1998 sein Stück "Pop!" uraufgeführt, eine wüste Brüderchen-und-Schwesterchen-Geschichte, in der der junge Mann auf die Rückkunft des "Führers" in einem Raumschiff wartet, was sich zur Jahrtausendwende ereignen soll.

Doch der Erlöser "Adolf Jesus - DJ Gott" kommt nicht. Einen "Trash-Text" nannte Timber-Trattnig das Stück und ungefügt, stellenweise auch trivial wirkte die Ansammlung sämtlicher Jugend-Jargon-Worte. Rückblickend gesehen gehört das Werk wohl in die Sparte "Popkultur im Theater". Die Tradition, die Sprache in ein Trümmerfeld zu verwandeln, reicht zwar schon weit zurück, erscheint jetzt aber wieder in neuen Spielarten wie eben bei Franzobel oder Schwab.
Barbara Petsch

Der Standard, 27. Jänner 2000

Auf dem Stückemarkt trägt bereits jedes tapsige Wolfsjunge ein gesträubtes Raubtierfell. Dieser Persönlichkeitsbehang lässt sich als Freiheitsschmuck meistbietend verkaufen. Der Wolfsberger Dramatiker Georg Trattnig entlieh sich seinen Zweitnamen beim "Timberwolf". Er verwendete auf die Stilisierung seiner Unabhängigkeit viel Sorgfalt, er nahm in seiner Lebensrolle als Kraftkerl unverkennbar Anleihen bei Werner Schwab, und wie dieser trug er mit der Raubtierhaut auch das eigene Leben zu Markte. Timber-Trattnig verstand Theater, frei nach Brecht, als Mittel zur wissenschaftlichen Erzeugung von Ekstase. "Es ist besser als Kickboxen oder Rock ´n Roll", verriet er, und Timber-Trattnig wusste, wovon er sprach, denn er hatte bei der Rockband Naked Lunch Bass gespielt.
Sein Stück "POP!", eine Inzestfantasie im Rechtsradikalenmilieu, war eine Talentprobe, um die sich Hans Gratzer aufopferungsvoll bemühte. Dramen wie "Der Schwebebalken des Nebelschneiders" erregten an den Bundesländerbühnen Aufsehen. Jetzt ist Timber-Trattnig in St. Veit an der Glan seiner Alkoholkrankheit erlegen. Er wurde keine 34 Jahre alt.
Ronald Pohl

Austria Presse Agentur, 26. Jänner 2000

Literatur/Todesfall/Timber-Trattnig/Kärnten
Kärntner Autor Timber-Trattnig 33-jährig gestorben
Klagenfurt (APA) - Im Alter von nur 33 Jahren ist am Montag (sic.) der Kärntner Autor Georg Timber-Trattnig im Krankenhaus von St.Veit/Glan gestorben. Der Literat galt weit über die Landesgrenzen hinaus als hochbegabter Schriftsteller, der erst vor kurzem mit dem Förderungspreis des Landes Kärnten für Literatur 1999 ausgezeichnet worden war.

Kärntner Tageszeitung, 27. Jänner 2000

Georg Timber-Trattnig ist im Alter von 33 Jahren gestorben. Er war ein "poète maudit", ein Genie, das an sich selbst verbrannt ist.
"Schnee ist das Blut der Geister": der geheimnisvolle Satz ist von irgendwem an eine Hausecke in der Klagenfurter Eggergasse gesprüht worden. Im Laufe der Zeit ist die Schrift verblasst. Man sollte sie jetzt konservieren, vielleicht mittels Plexiglas abdecken. Denn der Satz stammt von einem Dichter, den erst die Zukunft in seinen Dimensionen zu würdigen wissen wird, von Georg Timber-Trattnig, der am Dienstag Nachmittag im Alter von 33 Jahren im Landeskrankenhaus verstorben ist.
Ende der 80er Jahre saß ich im Zug nach Wien. Gegenüber war ein junger Mensch in einen Packen von Manuskripten vertieft. Wir sind dann ins Gespräch gekommen. Er reichte ein paar Blätter herüber und da war er, der Satz, der mir in Erinnerung geblieben ist, bis ich ihn, viel später, in der Eggergasse wieder entdeckte: "Schnee ist das Blut der Geister." Er stand inmitten einer rauschhaften, halluzinierenden, alle Grenzen der sogenannten Vernünftigkeit sprengenden Prosa, die Georg Trattnig, den "Timberwolf" hat er erst später seinem Namen hinzugefügt, als "Roman" bezeichnete.
Georg Timber-Trattnig passte nicht in seine kurze Lebenszeit. So wie er schrieb und lebte, exzessiv, rauschhaft, außerhalb jeglicher Konvention, anarchistisch im radikalen, existentiellen Sinn, wäre er einem Arthur Rimbaud ein Bruder im Geiste gewesen. Als überwacher Visionär, als Mundstück des Unbewussten, befand er sich vielleicht weiter im dritten Jahrtausend, als es sein von Alkoholexzessen ausgebrannter Körper erlebt hat. Mit unserer Zeit der schnittig Angepassten, der Koffer- und der Schulterträger, der geschniegelten Anstandswauwaus, der literarischen Musterschüler, der Aufzeiger, der Einserkrieger konnte Georg Timber-Trattnig nichts gemein haben. Poète maudit, der buchstäblich mit seinem Leben für die zweideutige Göttergabe der jugendlichen Genialtät bezahlte, gehört er zu jenen, denen auf Erden nicht zu helfen war. Nicht, weil er etwa keinen Erfolg gehabt hätte. Seine Stücke wurden mit rauschendem Erfolg aufgeführt: in den letzten Jahren hat er (20!) davon geschrieben, dazu Texte zum Musical "Der Herr der Ringe". Seinesgleichen erscheint nur einmal in hundert Jahren.
Bertram Karl Steiner

Kleine Zeitung, 26. Jänner 2000

Der Kärnter Underground-Poet verließ die "kranke Welt": Georg Timber-Trattnig ist tot.
Anbiederei war ihm verhasst, dem herkömmlichen Kulturbetrieb verweigerte er sich konsequent. Als Künstlername wählte er den Timberwolf, der ihm als Einzelgänger imponierte. Da passte es nur ins Bild, dass Georg Timber-Trattnig vor Weihnachten nicht zur Kulturpreisverleihung erschien. Wenn auch unfreiwillig, denn da lag der aus Wolfsberg stammende Schriftsteller bereits im Krankenhaus. Dienstagmittag starb der 33jährige an den verheerenden Folgen seiner Alkoholsucht. Seinen Freunden war klarer als ihm selbst, dass er einen aussichtslosen Kampf führte.
Dabei lief es gerade in den letzten Jahren prächtig. Georg Timber-Trattnig kannte die psychiatrische Abteilung des Landeskrankenhauses aus eigener Anschauung. Und gegen die "kranke Welt" schrieb er an. Die Bewältigung der Wirklichkeit durch Sprache wurde zu einem unverzichtbaren Mittel, die eigene Kreativität in Bahnen zu lenken. Der Vater eines achtjährigen Sohnes stand zwar nach wie vor mit beiden Beinen im Underground, aber man spielte seine Stücke: Furiose Sprachskulpturen mit phantastischen Wortschöpfungen, unglaublichen Bildern und extremen Formulierungen. 1997 brachte das klagenfurter ensemble sein Wahnsinnsstück "Kap der guten Hoffnung" heraus, ein Jahr später wachträumte im Theater im Landhauskeller der Schlafkranke in "Der Schwebebalken des Nebelschneiders". Das Schauspielhaus Wien entdeckte ihn, Graz lockte. Daneben setzte Timber-Trattnig auf eine einträglichere Schiene: In seiner Klagenfurter Bleibe hämmerte er Texte zu Erfolgsmusicals ("Herr der Ringe", etc.) in dem Computer.
Der Computer kennt auch sein letztes Stück. "Er wollte ein großes Werk über die Liebe schreiben", weiß Gerhard Fresacher, ... weit mehr als ein kongenialer Bühnenbildner. An die 20 Stücke mit neugierig machenden Titeln wie "Wer aber liebt dein Blühen?", "Diffusgänger" oder "Die Luft ist mein Bauch" verfasste der wie besessen arbeitende Literat in den vergangenen zwei Jahren.
"Nothing could be better than nothing", stellte er im "Kap der guten Hoffnung" fest. Trotzdem hat er weit mehr als das zum Nachdenken zurückgelassen.
Uschi Loigge

Klagenfurt Zeitung, 9. Februar 2000

Vor wenigen Tagen starb der junge, im gesamten deutschen Sprachraum bekannte Kärntner Autor Georg Timber Trattnig. "... sieh her meine liebste da liegt er dein SPIEGEL vorm kreuz unterm schatten des sperrigen holzes doch träumt er und liebt er den frühling hierher sieh nur hin der geliebte dein SPIEGEL er ist nun am ziel seiner bergsteilen wanderung und liebt jene erde gesicht zu gesicht." - Wort-Collage aus Georg Timber Trattnigs autobioraphischem Roman "blutjaspis - kreis in grünen kokon". Vor wenigen Tagen wurde der Verfasser dieser Zeilen zu Grabe getragen. Er war keine 34 Jahre alt. "Was mich am Leben fasziniert ist das Bild des Gesamtkünstlers" , hat Georg Timber Trattnig einmal gesagt. Er war leidenschaftlicher Musiker, Komponist, Songwriter, unvergleichbarer Zeichner, Graphiker und Erzähler seiner ihm eigenen Bildgeschichten. Bekannt wurde er aber durch jene Profession, die ihm wohl am intensivsten am Herzen gelegen ist: als Schriftsteller, Autor zahlreicher Theaterstücke, Sprachvisionär, Schöpfer (s)eines literarischen Kosmos. "Man sagt ja zu dem, was ich mache `Kunst´. Das ist nicht Kunst, es ist die Welt" , hat Georg Timber Trattnig einmal gesagt.Was er oft tage- und nächtelang ununterbrochen in die Tasten klopfte, wirkte für manche krass und unwirklich, war jedoch immer Realität. Georg Timber Trattnig schrieb über nichts, was er nicht kannte und erlebt hatte. Sein Thema war das sogenannte Rand-Dasein, seine Protagonisten von der Gesellschaft zu Außenseitern gestempelte Geschöpfe. Sein literarisches Schaffen selbstkreierte poetische Wort-Klang-Wolken, zugleich grellende Schreie nach Humanität. "Ich will nur, dass sich alle verstehen" , hat Georg Timber Trattnig oft gesagt. Und er versuchte mit seiner Sprache das herzustellen, was er sich vom Leben wünschte: führte scheinbar gegensätzliche Begriffe zueinander, erlöste die Worte aus semantischen Zwängen, komponierte Buchstaben, Noten gleich, zu melodischen Wort-Harmonien."Einfach nur sein können" , war, wonach sich dieser hochsensible, sanfte Mensch Georg Trattnig sehnte. Seine Identität zu bewahren und sie leben zu können in einer kalten, schnellen und stets fordernden Welt.Georg Trattnig war süchtig nach Liebe, Menschlichkeit, Respekt. Süchtig nach Tiefe, Harmonie, nach dem Verstandenwerden. Und er war süchtig nach dem Zustand, sich auch nur für kurze Zeit aus der Realität zurückziehen zu können.Vermessen zu beurteilen, welche dieser Süchte ihm das Leben raubte.Zu hoffen, dass er seinen Frieden finden konnte - wo auch immer er jetzt ist. Bis später Schursche! In tiefer Trauer- Iris.
Iris Wedenig

Georg Timber-Trattnig

Stücke der Autorin/des Autors

2D / 4H / 1DEK

2D / 3H / 2DEK

Diffusgänger

Frei zur DEA
2D / 5H / 1DEK

Feuerpferd

Groteske
frei zur DEA
2D / 1H / 2DEK

Hera Clit

Erotisch-philosophische Zauberposse in fünf Szenen auf tragikomischem Zirkussand
1D / 2H / 2DEK

Kap der guten Hoffnung

Drama in zehn Bildern
3D / 5H / 1DEK

2D / 2H / 1DEK

Lass mich dein Nebel sein

Ein Stück über das Licht im Nichts
frei zur UA
1D / 1H / 1DEK / / 1Kind


Luftschmied

Stilles Theater über die Liebe
frei zur UA
2D / 3H / 2DEK

2D / 2H / 1DEK

Pop!

Groteske für und wider Teen-Skins
1D / 1H / 1DEK

2D / 3H / 2DEK

Schlachtvieh für den Himmel

Transporter II
frei zur UA
1D / 4H / 1DEK

Schrein

Metaphysische Zauberposse in 2 Akten
Frei zur UA
5D / 7H / 4DEK / / Doppelbesetz. mögl.

Schwebebalken des Nebelschneiders, Der

Theater für drei Darstellende des Zeitentaumels in vier Bildern
1D / 2H / 1DEK

Tilt

Trauer.Tragik.Trost (?)
3D / 5H / 1DEK

1D / 4H / 2DEK

Venustropfen

Theater in zwei Akten
Frei zur UA
3D / 4H / 1DEK