Barbara Kadletz & Ursula Knoll
Als Autorinnen sind wir auf den Verlag als unsere Interessensvertretung angewiesen. Der Verlag bietet uns eine Plattform für Inspiration und Austausch, verhandelt anständige Tantiemen und steht mit einem gewissenhaften Lektorat für Qualitätssicherung der verlegten Texte.
Martin Heckmanns
Wenn in der Zukunft ein Forscher ergründen wollte, wie wir 2020 gedacht und gelebt und gespielt haben mit Wörtern und Körpern, wird er in den Theaterverlagen fündig werden, die gemeinsam mit ihren Autoren Texte entwickelt, gestaltet und veröffentlicht haben, um unsere Zeit zu fassen und ihre Menschen auf einer Bühne zu präsentieren. Für ein umfassendes Bild von uns und für dessen Bewahrung, müssen die Verlage unterstützt werden.
Wolfgang Barth
Das Problem ist nicht neu. In anderem Zusammenhang sagt Victor Hugo: „Ich habe es früher aus ähnlichem Anlass schon einmal gesagt und erlauben Sie mir, dass ich es noch einmal sage: Die Theater schließen heißt die schwarze Fahne hissen.
Nun, ich möchte, dass Sie, die Vertreter der Stadt Paris, jetzt dem Teil der Mehrheit, den Sie fürchten, sagen: Wagt es, diese schwarze Fahne zu hissen! Wagt es, die Theater zu schließen! Denn Sie müssen wissen: Wer zulässt, dass die Theater schließen, lässt die Läden schließen! Sie müssen wissen: Wer zulässt, dass die Pariser Theater schließen, lässt etwas zu, was unsere fürchterlichsten Jahre nicht vermochten; was die Invasion nicht vermochte, was Dreiundneunzig nicht vermochte! Wer die Pariser Theater schließt, löscht das Feuer, das Licht erzeugt, und lässt nur das Feuer lodern, das niederbrennt. Wagen Sie es, diese Verantwortung zu übernehmen!“ Victor Hugo – Hilfe für die Theater – 17. Juli 1848 ; http://vieuxloup.de/blog/2020/10/20/schliessen-sie-die-theater/
Analog gilt das natürlich auch für die Verlage. Wohlverstanden: Ich wende mich nicht gegen die Maßnahmen zum Schutz vor dem Corona-Virus. Sie sind überlebensnotwenig. Wenn aber Theater geschlossen werden und ihre Existenz bedroht ist, gilt dies in gleichem Maße für die Theaterverlage. Das Feuer, das Licht erzeugt, droht zu erlöschen. Deshalb muss der Staat Theater und Verlage großzügig unterstützen. Sie müssen überleben.
Katharina Schraml
Ohne Kultur wird’s still – aber das wird es, wenn es keine Verlage mehr gibt, die Autorinnen und Autoren die Möglichkeit geben, ihre Werke zu präsentieren und auch verwirklichen zu können. Es ist unsere Pflicht, die Existenz der Verlage und somit auch die Existenz vieler Kulturschaffender zu sichern!
Olaf Bretschneider
Die Bretter, die angeblich die Welt bedeuten, verlieren ihren Zugang zur Selbigen! Sie verlieren ihre Nahrung! Auch wenn es gelingt, die Theater und all ihre Beschäftigten zu retten. Vom Portier, über den Beleuchter bis zum Schauspieler. So werden diese, wenn es zum Verblühen der Verlagslandschaft kommen sollte, vor leeren Tellern sitzen. Ohne Verleger und Autoren kann diese Suppe nicht einmal mehr ausgelöffelt werden.
Nora Dirisamer
Mein Verlag ist mein Vertrauter und Weggefährte, ohne den meine Werke nie in dieser Form an die Theater gelangen und gespielt werden würden. Er stärkt mir den Rücken, verbindet mich als Autorin mit den Entscheidungsträgern/Dramaturgen und vertritt meine Autorenrechte. Alles Dinge, die mir Freiraum geben, meine Kunst im Fokus zu behalten und mich auf das Schreiben zu konzentrieren – das Marketing und die Kundenbetreuung erfolgt höchst professionell durch meinen Verlagsbetreuer. Verlage sind essentielle Bestandteile des Kulturlebens in Österreich und Europa! Verlage sind schützens- und unterstützenswert – weil sie es ihrerseits sind!
Joanna King
Jeder Tyrann weiß, dass einer der entscheidenden Schritte zur Sicherung seiner Macht darin besteht, die Kontrolle über die Künste, einschließlich des Theaters, zu erlangen. (Müssen wir wirklich Beispiele anführen, auch bei den heutigen Nachbarn Österreichs, ganz zu schweigen von der Vergangenheit Österreichs und Europas?) Das ist ein absoluter Beweis für die zentrale Bedeutung des Theaters und anderer Künste in der Debatte über die wesentlichen Ideen der Zukunft und die aktuellen Fragen der Gesellschaft sowie in der Reflexion über die Vergangenheit. Es ist erstaunlich, dass ein wesentliches Element unserer Demokratie in der Corona-Krise vernachlässigt wird – die Verlage müssen angemessen unterstützt werden.
Johannes C. Hoflehner
Theaterverlage sind ein essentieller Teil des Theaterlebens und die wichtigsten Vermittler zwischen Autoren und Theatern. Denn sie sorgen bei den Bühnen für aktuelle Texte und bei den Autoren für wesentliche Einkünfte. Ihre Leistungen im Vernetzen und Verbreiten von Theaterliteratur und dramatischen Stoffen sind enorm und werden ausschließlich aus einem Anteil der Verwertung der Werke finanziert. Wird die Verwertung der Werke durch Schließung der Bühnen bzw. drastische Reduktion der Zuschauerkapazitäten unmöglich, so können diese Unternehmen nicht überleben. Deshalb ist es für das Weiterleben des Theaters nach der Pandemie nicht nur sinnvoll, sondern fundamental, wenn die Theaterverlage unterstützt und am Leben gehalten werden.
Olivier Lendl
Das Theaterleben ist mit einer kunstvollen Uhr vergleichbar. Entfernt man nur ein kleines Rädchen, hört sie auf zu gehen und bleibt stumm. Bitte unterstützen Sie die Theaterverlage, ohne die Theater nicht stattfinden kann.
Peter Wagner
Es ergibt keinen Sinn, KünstlerInnen, somit auch DramatikerInnen, mit Geldern aus einem Überbrückungsfonds zu unterstützen, wenn gleichzeitig Bühnenverlagen, die den DramatikerInnen überhaupt erst zur Verbreitung ihrer Werke verhelfen und für diese daher lebensnotwendig sind, ein Rettungsschirm für die durch die Pandemie entstandenen Notsituation vorenthalten wird. Das ist nicht nur kein konsequenter, geschweige denn annähernd logischer Umgang in der Verteilung benötigter Hilfsgelder, sondern konterkariert die Nachhaltigkeit nicht zuletzt auch der Unterstützungsleistungen für die AutorInnen der dramatischen Bühnenkunst.
Bühnenverlage haben wichtige und vielfältige Aufgaben: Sie vermitteln Stücke und Autorinnen und Autoren an Theaterhäuser und Theatergruppen, sie beraten Regisseurinnen und Regisseure und Dramaturginnen und Dramaturgen und nicht zuletzt sind sie Agenten für Theaterautorinnen und Theaterautoren. Diese wichtige Schnittstellenrolle ist singulär und außerhalb des deutschsprachigen Kulturraums nicht zu finden. Bühnenverlage sind hoch spezialisierte Unternehmen, die sich im 19. Jahrhundert etabliert haben und bis heute unabdingbar sind, um das kulturelle Leben in unserer Gesellschaft auf dem Niveau zu halten, das wir gewohnt sind. Wenn Bühnenverlage in ihrer Existenz bedroht sind, werden mit ihnen die Theaterautorinnen und Theaterautoren ebenfalls ihre Existenz verlieren. Die Zerschlagung der Theaterhäuser und des kulturellen Lebens wird die Folge sein.
Martin Kroissenbrunner
Bühnenverlage sind für Dramatiker innen und Theatermacher innen wesentlich, weil sie für uns lebensnotwendige Möglichkeiten schaffen, uns miteinander vernetzen, uns an das (für uns richtige) Publikum und an die (für uns richtigen) Bühnen heranführen – ohne sie bleiben so viele Diamanten ungeschliffen, so viele Schätze unentdeckt, so viele wertvolle Geschichten in Nischen versteckt.
Martin Klaus Menzinger
Die Österreichische Bundesregierung scheint ein reges Interesse zu verfolgen, dass so schnell als möglich die Skilifte und Berggondeln wiederum in Betrieb gehen können, so dass die Heilige Kuh der Wirtschaft bis zum letzten Tropfen gemolken werden kann. Auch wenn dieses Vorhaben durch das Virus möglicherweise viele Menschenleben kostet! Der Stumpfsinn hat in der Österreichischen Politik Tradition – und nimmt bedauerlicherweise für den Kulturbetrieb wie Verlage und Theater zu wenig Geld in die Hand. Mit Vorsatz und Kalkül: Das geschriebene und gesprochene Wort im Theater könnte ihm zu gefährlich werden. Die Lage ist von sehr ernster Natur: Denn es geht um unser aller ÜBERLEBEN!
Philipp Mosetter
Das Theater, die Urform des Geschichtenerzählens, hat die Jahrtausende überdauert, es hat Entwicklungen wie Buchdruck und Film, Fernsehen und Internet nicht nur überlebt, sondern mitgelebt. Diese Pandemie wird dem Theater nicht den Garaus machen, aber möglicherweise jenen, die das Wesentliche des Theaters, nämlich das breite kulturelle Schaffen in den Köpfen, an den Schreibtischen, im Leben! wie Bergarbeiter unter dem Sediment des Kommerzes aufspüren, zu Tage fördern und nutzbar machen. Damit das Theater seiner eigentlichen Aufgabe, nämlich das Verhandeln gesellschaftlicher Wirklichkeit, nachkommen kann, braucht es nicht nur Erfolge, es braucht auch Inhalte – das ist die entscheidende Schnittstelle. Und die liegt in der Verantwortung der Theaterverlage. Letztlich entscheidet sich an der unabhängigen Existenz der Theaterverlage ob diese uralte, geradezu europäische Theaterkultur weiterhin Bestand hat. Die Frage ist also nicht, überlebt das Theater, die Frage ist, überlebt die Relevanz des Theaters.
Michael Worsch
Als Regisseur und Autor seit über 30 Jahren sehe ich es als meine Pflicht, auf die prekäre Situation der Bühnenverlage hinzuweisen.Kein Theater könnte ohne Verbreitung der Werke von Kunstschaffenden durch Bühnenverlage das Kulturgut der Öffentlichkeit darbieten.Das sensible System zwischen Urheber.innen und Theatern ist durch die Maßnahmen der Regierung massiv bedroht.Es ist mir ausdrücklich daran gelegen, die Aufmerksamkeit der Regierung für diese ins Wanken geratene Existenz zu schärfen, ist doch der Vertrieb von literarischen und musikalischen Produktionen den Bühnenverlagen seit jeher zu verdanken.
Eva Holzmair
Bühnenverlage als Vermittler zwischen AutorInnen und Theatern sind unverzichtbare Rädchen im verzahnten Kulturkosmos. Sie bedürfen in Corona-Zeiten genauso der Unterstützung wie jene, die Stücke schreiben, und jene, die sie aufführen.
Thomas Baum
Meinen Bühnenverlag schätze ich als unersetzbares Bindeglied zu Theatern, unterschiedlichen Medien und zum Publikum. Die professionelle Begleitung von Schreibprozessen ist dabei genauso wichtig wie eine kontinuierliche Lektorats-, Vertriebs- und Pressearbeit. Außerdem bietet der Verlag ein fundiertes Know-how bei zunehmend komplexen urheberrechtlichen Fragestellungen. Bühnenverlage ermöglichen, betreuen, vermitteln und schützen ein existenziell notwendiges Lebensmittel: die so umfassend wertvolle Theaterkunst.
Felix Mitterer
Ich wusste nichts von Bühnenverlagen, bis Kitty Stanek (Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co.) 1977 auf mich zukam, ob sie nicht mein erstes Stück „Kein Platz für Idioten“ in ihrem Verlag übernehmen könnte. Ich war einverstanden, denn ich kannte mich ja nicht aus, und das Stück ging um die Welt (wie dann andere auch). Das heißt, Bühnenverlage braucht es, denn ein Dramatiker kann das allein gar nicht schaffen, was Werbung und Vertrieb der Stücke, Tantiemenverhandlungen etc. angeht. Und nachdem die Theater geschlossen sind, hat ein Bühnenverlag auch keine Einnahmen mehr. Die Dramatiker dadurch natürlich auch nicht. (Ich selber steh ja auf zwei Beinen, das heißt, im Moment auf drei, was mich finanziell rettet. Bedeutet, ich hab als Drehbuchautor ein paar Filme (an)laufen, und seit Beginn des Jahres gibt es einen Roman. Bitte die Bühnenverlage (und damit die Dramatiker) unterstützen, sonst schaut es sehr schlecht aus mit dem Theater, wenn einmal wieder aufgesperrt wird.
Erich Virch
Sehr geehrter Herr Minister, wie Sie wissen, sind Bühnenkünstler von der Coronamisere besonders hart betroffen. Als Bühnenautor bin ich es ebenfalls, denn wenn meine Stücke nicht gespielt werden, verdiene ich nichts. Sollte nun auch noch meinem Verlag die Luft ausgehen, kann ich endgültig einpacken. Ich bitte Sie dringend um Abhilfe.
Martin Ohrt
Gerade für Autorinnen und Autoren, die nicht zugleich als Theaterschaffende tätig bzw. an ein Theater angebunden sind, ist die Existenz von Bühnenverlagen besonders wichtig. Zum einen, um bei der Stückentwicklung durch professionelles Feedback begleitet zu werden, zum anderen, um in der Theaterszene die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ruth Altenhofer
Ohne Verlage würden die besten Texte in den Schubladen von AutorInnen und ÜbersetzerInnen liegenbleiben, und an den Theatern würde immer dasselbe gespielt. Derzeit ist es nicht möglich, mit Theater — egal in welcher Funktion, ob als Verlag, als Autor/in, Übersetzer/in oder als Schauspieler/in — die üblichen Umsätze zu machen, daher ist eine finanzielle Unterstützung dieses Kulturzweigs, die zumindest die Existenz und das Fortbestehen über die Pandemie hinaus sichert, schlichtweg überlebensnotwendig für alle Beteiligten. Dass Kultur in all ihren Ausformungen ein wesentlicher Bestandteil nicht nur der Wirtschaft, sondern der Menschheit als solcher ist, kann nicht oft genug wiederholt werden.
Hakon Hirzenberger
Ein Verlag ist der Hafen der Autoren, die Heimat der Schriftsteller, im besten Sinne der Halt der schreibenden Zunft.
Verliert der Verlag seine Existenz, so wird die Literatur rasch heimat- und halt-los.
Wien, den 07.12.2020