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Kaiserverlag

Tilt

Trauer.Tragik.Trost (?)
Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 3D / 5H / 1DEK

Lale lebt in einer Welt voller Flipper- und Spielautomaten, auf der Flucht vor der Realität, einer Realität voller Gewalt, Vergewaltigung, Alkoholismus und Schmerz.
Lales Mutter ist Alkoholikerin, eine Untote, die aus ihren Delirien nur erwacht, um nach Schnaps zu schreien. Lale besorgt ihr diesen, indem sie sich dem Teufel hingibt.
Ihr Freund Wetterlicht ist ein unfassbares Wesen, ein Phantasieprodukt aus dem irrlichternden, elektronischen Reich der Spielautomaten, eine Traumgestalt der zuckenden, irritierenden Games einer neurotischen Ablenkungsindustie. In seiner Gegenwart wird Lale selbst zum Spielball eines Spiels, das sie nicht kontrollieren kann.
Lale ist das Mädchen Joy beiseite gestellt. Sie ist die Chronistin von Lales Leiden und Wünschen, und sie ist auch diejenige, welche die erschreckende Wirklichkeit aufzuzeigen vermag.
Auf dem Krankenlager, betreut von den Ärzten General Caspar, Melk Dior und Balz Basar, zeigt Joy der drogensüchtigen Lale, wie ihr Leben jenseits ihrer betäubten Wahrnehmungen aussieht und demontiert somit ein traumatisiertes Dasein: Die Mutter, die ihre Tochter für die Beschaffung von Alkohol prostituiert, der Vater, der als diabolische Erscheinung das Kind missbraucht, und der spielsüchtige, ignorante Liebhaber Wetterstein.
Lale kehrt in die Wirklichkeit zurück – und versucht sich der brutalen Banalität ihrer Existenz und ihres Umfeldes zu stellen.
Joy hingegen, Lales zweites, positives Ich, ihr Schutzengel und starkes alter Ego darf "fort von hier". Im Hintergrund flattern ihre Flügel im Wind.
Georg Timber-Trattnig lässt mit poetischer Feinfühligkeit eine heutige Familientragödie entstehen, die gleichzeitig mit dem verwirrenden Ineinandergreifen von Wahrnehmungen und dem schonungslosen Aufzeigen alltäglicher Gewalt den Prototyp eines Opfers und dessen Psyche zeigt und dennoch dem vermeintlich Unentrinnbaren eine schwache Hoffnung entgegenhält.