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Kaiserverlag

Kap der guten Hoffnung

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 3D / 5H / 1DEK
Typ:
Drama in zehn Bildern

Mit einer lyrisch-verschrobenen, wortkreativen, unerschöpflichen Sprachgewalt, die sich ungewöhnlicher, wortsymbiotischer Bilder bedient und gleichzeitig ein heutiges, musikchannelartiges, schnelles, sich ständig entziehendes und neuerschaffendes, nahezu irrationales Produkt ist, hat Georg Timber-Trattnig in seinem Erstlingswerk von 1995 die Ausgrenzung der vermeintlich Wahnsinnigen, psychisch Kranken, thematisiert, derer, die ihre Ängste, Wünsche und Träume, ihre Verletzungen und Zerstörungen, ihre Erinnerungen und innersten Seelenzustände ungefiltert zulassen, in einer Welt, die einerseits diese Psychosen und Neurosen durch ihre Kälte, Brutalität, Fantasielosigkeit und Ignoranz teilweise mitverschuldet hat und andererseits das "abnorme" Verhalten in seinen grenzenlosen Spielarten, ungebändigten Beklemmungen und seinem kreativen Wahnsinn nicht im alltäglichen Leben, in der Normalität, existieren lassen kann und dieses mittels kalmierender Medikamente in die Ausgesperrtheit einer gesellschaftlichen Diaspora des institutionalisierten Irrsinns verbannt.
Patienten sind der blinde Ausguck, ein Erzähler und Deus ex machina, ein wortgewaltiger, poetisch-kryptischer Weltraumreisender, ein verzweifelnder, zwanghaft Reflektierender, der sich letztendlich erhängt, der Capitano, ein sexprotzender, nunmehr impotenter, ehemaliger Seemann, Pissnelkner, ein brutaler Trinker, der sich als Söldner verdingte, Maria, eine sprach- und rückgratverkrüppelte Frau, die einst ein Arzt mit seinem Mercedes anfuhr, die süchtige, lebenssuchende, multiple Inez Costa und Floh, der lebensleidende, liebessuchende und -unfähige, sich nach körperlichen Qualen sehnende Schmerzensmann. Dr. A. und Dr. B. betreuen diese Patienten, doch hinter ihrer scheinbar normalen, gesellschaftlich akzeptierten Façon verbirgt sich eine, wenn auch andere Abnormität, die eine Kommunikation ebenso verhindert wie die Wort- und Wahnsinnskaskaden der zu Therapierenden. Aus der Isolation gibt es keinen Ausweg. Am Ende stehen Verzweiflung, Siechtum und Tod.