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Kaiserverlag

Diffusgänger

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 2D / 5H / 1DEK
Rechte:
Frei zur DEA

Krämer und Weinrich, zwei ehemalige und nunmehr sich prostituierende Schauspieler, haben während eines Krieges nach der Jahrtausendwende ihren Beruf verloren. Sie verdingen sich nun in einem durch diesen Krieg stark männerdezimierten Land als käufliche Liebhaber für beiderlei Geschlecht.
Die Pianistin Fee, deren Mutter, Charlotte Gülle, eine religiöse Fanatikerin, behauptet, sie habe sie jungfräulich geborenen, liebt den Schauspieler Krämer. Doch ihr Liebesspiel wird jäh von dem wild peitschenden Wanderprediger Attila auseinandergetrieben, der ihr Tun verurteilt und sie der Gottlosigkeit in ihrer Lust um der Lust willen bezichtigt. Der Zuhälter Weinrich hingegen tut Buße, indem er Abgaben aus den Einnahmen des Lustgeschäfts an den Prediger entrichtet, damit dessen Kirche erblühe. Charlotte Gülle gelingt es, ihre adoptierte und von ihr missbrauchte Tochter wieder auf ihre Seite zu ziehen und sie dem Wanderprediger zuzuführen, der ihr die Beichte abnimmt und sie einer Teufelsaustreibung unterzieht. Geläutert trennt sie sich von Krämer, der nun ein Fremder für sie ist.
In einem Land, das sich der Leb- und Lieblosigkeit, der Buße und einem dogmatisierten Katholizismus ergeben hat, vermag sich Krämer zuletzt nur noch demonstrativ sein "Liebesgebet aus den Knochen" zu kreischen. Der Bürgerkrieg wird zu einer provokanten und überhöhten Metapher für den geistigen Zustand eines Landes (Österreich?). Um den "Gefahren" durch Laster, Lust, dem Verlust der Jungfräulichkeit und des Glaubens etc. zu entgehen, wird dieses Land mit einer anachronistisch-dogmatischen Moral zugeschüttet. Es wird leblos, grau und gefahrlos ("Unmöglich ist's zu lieben hier!"), jedoch moralisch unantastbar. Der Krieg der Bürger und Kirchenfürsten herrscht in den Köpfen, und sie haben den Sieg davongetragen. Nur Krämer, der ehemalige Schauspieler, bleibt allein in seinem "Sehnsuchtsrumoren".