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Kaiserverlag
Besetzung: 10D / 12H / 1DEK / / 3K / 10Stat
Typ:
Dreiakter aus dem Leben des Hoftyrolers Peter Prosch

Dem Zillertaler Bauernbub Peter Prosch, verwaist und verarmt, erscheint in einem Traum die Kaiserin Maria Theresia, die ihm in ihrer Güte einen Beutel voller Geld schenkt und ein Brandweinhaus erbaut. Der Betteljunge macht sich auf den Weg zur Kaiserin nach Wien, erhält eine Audienz – und das Erträumte wird Wirklichkeit. Einmal erfolgreich, erhebt Peter Prosch diese Art der Unterhaltsbeschaffung zum Prinzip. Über Jahrzehnte zieht er als Wanderhändler von Fürstenhof zu Fürstenhof, bedient die Adligen mit dem inzwischen bewährten Klischee des urwüchsigen Tiroler Naturkindes und lässt sich die kompromittierenden Späße der Blaublütigen gefallen.
Seinen zunehmenden Wohlstand und seinen Bekanntheitsgrad bezahlt er mit menschlicher Erniedrigung und der Entwürdigung zum belustigenden, naiven Narren.
Der Landsmann Peter Proschs, Felix Mitterer, lässt aus den 1789 erschienenen Lebenserinnerungen des Hofnarren der ausgehenden Feudalzeit ein bitterböses und komisches Theaterstück entstehen, das einerseits als Charakterstudie einen Menschen zeichnet, der seinen Stolz und seine Würde einem gesellschaftlichen Status und materiellem Wohlstand opfert und andererseits einen augenscheinlichen Bezug zur heutigen Tiroler Fremdenverkehrs-Identität herstellt.


Leseprobe

69. WIRTSHAUSGARTEN IM ZILLERTAL

PETER: Des müassts enk vorstellen! Des is so a Maschin mit an Loch, da wird der Kopf einigsteckt, drei Meter oben is a Schneidmesser, a unglaublich schwars Trumm, unglaublich scharf, des saust dann owa, und schon is der Kopf ab, fallt in an Korb eini! Und der Henker nimmt den Kopf bei die Haar, hebtn aussi und die Zuschauer schrein grad aso vor Begeisterung! I hab sie ja kennt! Von kloan auf! Meine Handschuach hat sie tragen, bei der Hinrichtung, die Marie-Antoinette! Na, na, na! I sag enk oans: Wenn des so weitergeht, wenn des übergreift, dann wird a jeder köpft, der mehrer hat wia an Hemdknopf! So is des! I moan – schön und guat, für Schmarotzer hab i a nix übrig, aber ma derf a nit des Kind mitn Bad ausschütten! Sein ganz feine Leut drunter! Gebildete Leut! …
De warn a dafür, dass alle Menschen gleich sein! Aber guat, bei uns werds hoffentlich nit so weit kemmen, dass die Köpf rollen; unsere Leut glauben ja was, nit? De glauben no an an Herrgott, an a göttliche Ordnung, wia ma so sagt!



Rezensionen

Uraufführung: 13.08.1992, Tiroler Volksschauspiele Telfs in Koproduktion mit dem Münchner Volkstheater
Regie: Ruth Drexel, Musik: Werner Pirchner

Theater wie auf dem Jahrmarkt: prall, bunt, derb und deftig.
SZ, 17.05.1993