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Kaiserverlag

Wolkenstein

Eine Lebensballade
Profitheater Musikdramatische Werke
Besetzung:
Rechte:
Musik von Wilfried Hiller, Rechte bei Schott-Verlag, Mainz
Musik:
AUCH ALS THEATERFASSUNG OHNE MUSIK ERHÄLTLICH !

Oswald, vermutlich am 2. Mai 1377 auf Schloss Schöneck im Pustertal geboren, entstammte einer nicht sehr wohlhabenden Südtiroler Adelsfamilie. Anders als bei den Minnesängern des Hochmittelalters geben viele Urkunden und Berichte über sein bewegtes Leben Aufschluss. So beteiligte er sich maßgeblich am Kampf des Tiroler Adels gegen Herzog Friedrich II. von Österreich „mit der leeren Tasche“. Viele seiner Fahrten zwischen 1415 und 1432 machte Oswald im Gefolge König Sigismunds, der ihn mehrfach mit diplomatischen Missionen betraute.
Auch am Konstanzer Konzil (1414-18) nahm er teil, bei dem Jan Hus verbrannt und nach langen Verhandlungen das Kirchenschisma beseitigt wurde. Zuhause in Tirol erkämpfte er sich in einem jahrelangen Erbstreit, der ihn sogar für zwei Jahre ins Gefängnis brachte, die Burg Hauenstein, auf der er seinen Lebensabend verbrachte.
Oswald, der an der Schwelle zur Rennaissance stand, hatte nicht mehr viel gemein mit den traditionellen Minnesängern. Die 130 überlieferten Lieder geben in ihren oft autobiografischen Inhalten das Bild eines rauen, Wein, Weib und Gesang liebenden Mannes, meist sind sie voller Witz und Humor, selten bissige Klage, von einigen sind auch Melodien überliefert. Oswald starb am 2. August 1445 auf seiner Burg Hauenstein bei Meran.
Felix Mitterer hat aus dieser bewegten, abenteuerlichen und künstlerischen Biografie ein mitreißendes Libretto geschaffen, das dieser faszinierenden Figur auf allen Ebenen gerecht wird.


Leseprobe

6. BILD

OSWALD: (schreit plötzlich in die Höhe, gegen die Mauer hin)
Ich will kein verdammter Sänger mehr sein! Ich will nicht mehr! Ich will Glück, endlich ein kleines bisschen Scheißglück! Der Bergsee erscheint. Die verkrüppelte Kiefer – in Form eines alten Weibes – schiebt sich darüber.
OSWALD: Nimm mir die Stimme! Nimm mir die Stimme! Ich will sie nicht mehr!
STIMME DER WILDFRAU: Nimmt alles seinen Lauf, Oswald!
OSWALD: Reiß mir die Stimme aus dem Hals!
STIMME DER WILDFRAU: Dazu brauchst du mich nicht, Oswald. Kommt alles, wie es kommt, ganz von selber.
OSWALD: Ja, wann, wann denn? Wann finde ich Frieden, wann schenkt mir das Leben ein klein wenig Glück?
STIMME DER WILDFRAU: Glück? Was ist das, Oswald - Glück? Ich weiß das nicht. Du hast den Gesang gewählt, die Musik. Hat dich das nicht erfreut?
OSWALD: Doch, verdammt – und wie! Und nicht nur mich! König, Fürst und Ritter, Landsknecht und Händler, Pfaff und Bürger haben sich erfreut daran, und ganz besonders die Damen. Aber jetzt hab ich es satt, ich mag nimmer mehr!
STIMME DER WILDFRAU: Wie ich schon sagte, Oswald, alles nimmt seinen Lauf. Du hast den Gesang gewählt. Man hat nur einmal die Wahl.



Rezensionen

Uraufführung: 06.03.2004, Auftragswerk für das Staatstheater Nürnberg
Regie: Percy Adlon

Ein praller Opernstoff, gewiss. Mitterer erzählt ihn als tragische "Lebensballade" in acht Bildern, er packt ordentlich Historie mit hinein und auch derben Witz, und rahmt sie sagenhaft. ... Das ist ein Volkstheater im besten, im Orffschen Sinne, mit szenisch gedachter Musik. … Das Premierenpublikum lachte und jubelte.
Südwest aktiv, 08.03.2004