Zum Inhalt der Seite springen
Kaiserverlag

unterbliebenen Worte, Die

Profitheater Dramatik, Zeitstücke Kinder- & Jugendstücke
Besetzung: 1D / 1H / 1DEK

Die Erziehungswissenschaftlerin Mari Jókai wird in die Kripo-Zentralstelle zum kriminalpsychologischen Dienst beordert, um sich eine Videoaufnahme eines Medizinstudenten anzusehen, der auf dem Band ankündigt, seine Eltern und schließlich sich selbst umbringen zu wollen.
Maris Name fällt in diesem Zusammenhang, da der Student an ihren Vorträgen über Robert Steinhäuser, der am 26. April 2002 in seiner ehemaligen Schule in Erfurt, 12 Lehrer, zwei Schüler und einen Polizisten erschießt, teilgenommen hatte. Maris Thema sind jugendliche Amokläufer in den USA und in Deutschland.
Der Medizinstudent David Weber bezieht sich auf den Vortrag „Leistung und Konkurrenz“ und zieht die Erziehungswissenschaftlerin in seine Tat hinein – er macht sie zur Komplizin.
Es ist keine krankhafte Geltungssucht, kein Amoklauf, keine Rache, keine Tat im Affekt, die ihm vorschwebt. Es wird eine sinnlose Tat in den Augen anderer sein. Er hat jedoch einen guten Grund.
Der allgemeine Befund wird lauten: Gestörte Persönlichkeit, singuläres Verbrechen. Und es wird wie immer keine Beschäftigung mit den Ursachen der Tat geben.
Der Jugendliche aus gutem Haus wird seine Eltern töten und niemand wird dies verhindern können. Mit dem Mord und Selbstmord wird er ein Exempel statuieren, das gegen die Leistungsgesellschaft, gegen die Ignoranz der Normalen, der Angepassten und Realisten wachrütteln soll.
Auf einer Simultanbühne sieht man die zeitverschobenen Geschehnisse parallel ablaufen. Die Videoaufnahmen, die Mari vorgespielt werden, entstehen im Moment ihres Betrachtens. Vor- und Rückblenden sowie die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart machen aus dem intelligent verwobenen Stück einen packenden Thriller, dem es gelingt, über marode Gesellschaftsprinzipien und -strukturen zu reflektieren, ohne akademisch zu sein.
Ein konzentrierter Theaterabend aus dem Heute geschnitten.