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Kaiserverlag

Selbstmörder, Der

nach einer Komödie von Nikolai Erdman
Profitheater Dramatik, Zeitstücke Komödie und Boulevard
Besetzung: 5D / 6H / / Stat. / Simultanbühne

Es beginnt mit der Wurst. Mitten in der Nacht überfällt den arbeitslosen Semjon der Heißhunger auf Leberwurst. Daraus entspinnt sich ein fürchterlicher Ehestreit, der bei Semjon zu einem Entschluss führt: Wenn dies das Leben sein soll, dann verschwinde ich lieber.
Das wird ihm von seiner Frau als Versuch ausgelegt, aus Scham über seine Erwerbslosigkeit nachts heimlich Selbstmord zu begehen. Während Maria panisch Schwiegermutter und Nachbarn mobilisiert, beginnt Semjon die Idee mit dem Selbstmord zu gefallen.
Die Sache bleibt nicht lange eine familieninterne Angelegenheit. Semjons Leben war allen gleichgültig, aber sein angekündigtes Ende lockt Fremde in Scharen an. Schon bald stehen Vertreter verschiedenster Interessensgruppen auf der Matte, die Semjons nunmehr vollmundig angekündigten Freitod als Märtyrertod für ihre Sache vereinnahmen wollen. Die Aussicht, nach seinem baldigen Ableben zum Nationalhelden aufzusteigen, schmeichelt dem armen schlichten Gemüt, der sich einverstanden erklärt.
Das Problem ist nur: Semjon ist ein Feigling. Und so kommt es, wie es nicht kommen sollte: Die üppige Abschiedsfeier ist gefeiert, die ersten Kondolenzkränze treffen ein, der Sarg ist auch schon da, doch Semjon ist immer noch nicht tot.
Thomas Birkmeir hat diese satirische Komödie treffsicher in das Heute der Verlierer unserer Gesellschaft, der Arbeitslosen, der Hartz IV-Empfänger und der Mindestlohnempfänger geholt.

Premiere: 21. Juni 2014, Staatsschauspiel Dresden
Regie: Thomas Birkmeir


Rezensionen

„Mit schwarzem Humor, Situationskomik und Hintersinn wirft die Aufführung Schlaglichter auf eine von Vorteilsnahme, Ausgrenzung und Zynismus ausgehöhlte Gesellschaft.“
Dresdner Morgenpost, 23.06.2014, Jörg Schneider

„Running Gags ja, Kasperei nein. Regisseur Birkmeir verbiegt sich nicht und stellt die Frage nach der Verwertbarkeit des Einzelnen bis über den Tod hinaus dort, wo das Publikum zu Hause ist: im Kapitalismus.
Davon gern mehr.“
Sächsische Zeitung, 23.06.2014, Rafael Barth