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Kaiserverlag

Robinson und Freitag

Die ganze bittere Wahrheit
Profitheater Komödie und Boulevard
Besetzung: 1D / 3H / 1DEK / / 3 Nebendarsteller
Rechte:
Frei zur UA
Typ:
Komödie

Robinson und Freitag leben eigentlich ganz zufrieden auf ihrer karibischen Insel. Freitag kocht freitags immer Fischsuppe, auch wenn Robinson die nicht mag, und Robinson arbeitet an seinem Roman. Ab und zu streiten sie ein wenig wie ein altes Ehepaar aber das ist gar nichts gegen den Ärger, der am Horizont in Form eines Handelsschiffs auf sie zukommt.
Frosine Klüterbloom und ihr Beinahe-Verlobter Victor Vacancy wollen die Zivilisation in Form einer Zuckerrohrplantage auf die Insel bringen. Robinson ist hin und hergerissen, verspricht doch die Rückkehr in diese sogenannte Zivilisation auch einige Annehmlichkeiten. Freitag allerdings kriegt die komplette Breitseite von Vorurteilen und Rassismus ab.
Kann das gutgehen und kann es ein Leben nach der Entdeckung des Paradieses geben?
Eine kleine köstliche Komödie, die Zivilisationskritik, bedingungslose Ökonomie und Rassismus zu ihrem Thema macht.


Leseprobe

Robinson: Schreiben. Schreiben, Freitag. Ich werd jetzt Romancier.

Freitag: Was wirst Du?

Robinson: Romancier. Ich schreib Bücher.

Freitag: Und wer soll die lesen?

Robinson: Na Du! (begeistert) Ich habe angefangen unsere Geschichte aufzuschreiben. (zeigt Freitag das Buch) Hier!

Freitag: (nimmt das Buch und liest laut) „Das Leben und die ganz ungewöhnlichen Begebenheiten des Seefahrers Robinson Crusoe aus York, welcher nach einem Schiffbruch, bei dem alle seine Reisegefährten elend ertranken, an der amerikanischen Küste, nahe der Mündung des Orinokostromes, auf eine einsame Insel geraten, achtundzwanzig Jahre dort gelebt und schließlich …“ – Ziemlich langer Titel.

Robinson: (nimmt das Buch wieder und schaut sich den Titel an) Findest Du?

Freitag: Ja. Und mich erwähnst Du auch nicht.

Robinson: Ja äh, das, das kommt noch. - Was hast Du da eigentlich im Topf?

Freitag: Suppe.

Robinson: Mhm, Suppe! Zeig doch mal her.

(Freitag reicht Robinson den Topf.)

Robinson: (riecht, verzieht das Gesicht und zieht eine Fischgräte aus dem Topf.) Was ist denn das?!

Freitag: Eine Fischgräte.

Robinson: Du hast Fischsuppe gekocht?!

Freitag: (unschuldig) Äh … ja, Fischsuppe.

Robinson: Du weißt, dass ich keinen Fisch mag, Freitag. (stellt den Topf neben dem Stuhl auf den Boden)

Freitag: Aber heut ist Freitag. Freitag gibt es immer Fisch.

Robinson: Heut ist Samstag.

Freitag: Nein, heut ist Freitag.

Robinson: Freitag! Freitag war gestern.

Freitag: Gestern war nicht Freitag. Freitag ist heut.

Robinson: Freitag! Ich verwette meinen Hut, dass gestern Freitag war.

Freitag: Nein, Robinson, heut ist Feitag. Immer überspringst Du den Freitag. Donnerstag – Samstag, Donnerstag – Samstag, Donnerstag – Samstag. Seid dreizehn Jahren ignorierst Du den Freitag. - Ich hab das Gefühl, Du willst mich demütigen.

Robinson: Ach was, Freitag! Der Freitag hat doch nichts mit Dir zu tun. – Es ist nur wegen meiner Fischeiweißallergie.

Freitag: Was?

Robinson: „Wie bitte“. Es heißt „Wie bitte“.

Freitag: „Wie bitte“?

Robinson: Ja, „Wie bitte“.

Freitag: Wieso, „Wie bitte“?

Robinson: Wie, wieso „Wie bitte“? „Wie bitte“ ist höflich.

Freitag: Wieso bitte, ist „Wie bitte“ höflicher als „Was“? Und was hat „Wie bitte“ bitteschön mit Fisch zu tun?

Robinson: (atmet tief durch) „Wie bitte“ ist so etwas wie Tischsitte. Davon hab ich Dir mehrfach erzählt. Messer rechts, Gabel links, Zahnstocher hinter der hohlen Hand, das ist Zivilisation, Kultur. Umgangsformen, verstehst Du? Das plumpe „Was“ ist dagegen pure linguistische Barbarei. (stutzt) - Äh, wieso Fisch?

Freitag: Fisch?

Robinson: Ja, Du fragtest, was Fisch mit Zivilisation zu tun hat.

Freitag: (verwirrt) Ich fragte, … was?

Robinson: Du wolltest von mir etwas über Zivilisation erfahren.

Freitag: Über was?

Robinson: Z i v i l i s a t i o n. – Kannst Du bitte ein bisschen wedeln?

Freitag: Wedeln?

Robinson: Ja, wedeln. Es ist so entsetzlich heiß.

Freitag: (beginnt Robinson mit der Hand Luft zuzufächeln) So?

Robinson: (genüsslich) Jaaaaah! Sehr gut. Die Schreiberei hat mich ziemlich erschöpft– Was gibt´s denn zum Mittag?

Freitag: (weiterhin wedelnd) Ich dacht ja an Fisch. Aber wenn Du drauf bestehst, das heut Samstag ist …

Robinson: Ja, darauf muss ich leider bestehen.