- Autor:
- Magdalena Marszalkowska
- Übersetzung:
- aus dem Polnischen von Danuta Strobl
- Rechte:
- Frei zur dtspr. EA
- Typ:
- Komödie
Adam richtet mit seiner Frau Ewa das diesjährige Weihnachtsfest für die Familie aus. Eine gewisse Anspannung liegt in der Luft, das Kleinkind plärrt, und Adam möchte eigentlich viel lieber ein Spiel auf seinem Handy spielen.
Eingeladen sind Adams Bruder Adrian, die gemeinsame Schwester Anka und die Mutter der Geschwister.
Adrian, das sogenannte Sandwichkind, fühlt sich von der Familie ignoriert. Seit Jahren versucht er am Heiligen Abend der Familie sein „Geheimnis“ zu offenbaren. Diesmal nimmt er (s)einen Freund Wolfgang zum Weihnachtsessen mit, leider ein Deutscher.
Anka, die Schwester von Adam und Adrian, arbeitet in einem internationalen Konzern in einer hohen Position. Sie verdient mehr als der Durchschnitt, wohnt nicht in Polen, hat weder Kinder noch Ehemann und laut ihrer Mutter hat sie ihr Leben vergeudet.
Die Mutter, eine Witwe und Pensionistin, kann den Tod ihres Mannes nicht verkraften; sie trägt immer eine seltsame „Vase“ in einem Plastiksack mit sich.
So kann denn das skurrile Weihnachtsfest beginnen: Traditionen müssen eingehalten werden, Geheimnisse wollen an die Oberfläche, Vaters Urne braucht auch ihren Platz, und da wäre noch die Oma im Altersheim, die vergessen wurde.
Kann das alles gutgehen? Auf jeden Fall müssen Besinnlichkeit und Frieden nach diesem Abend neu definiert werden …
Leseprobe
Eva: Warum habe ich mir das wieder einreden lassen?
Adam: Würdest du Weihnachten lieber bei meiner Mutter feiern?
Eva: Auf jeden Fall.
Adam: Aber ich nicht.
Eva: Es ist doch Deine Mutter.
Adam: Ich werde ihr Haus nicht betreten solange der Vater auf dem Klavier steht.
Eva: Das ist emotionale Erpressung.
Adam: Und das was sie macht, nennt man Entführung und illegales Festhalten des Opfers.
Eva: Wir könnten ihn klauen.
Adam: Ich habe es versucht, aber sie nimmt ihn sogar zum Friseur mit.
Eva: Und wenn sie ihn hierherbringen würde?
Adam: Das habe ich ihr verboten. Sie kann eine gemeinsame Weihnachtsfeier vergessen, falls sie den Vater jemals mitnimmt.
Eva: Könnten wir ihn nur beerdigen...
Adam: Sie behandelt ihn wie ihr Eigentum. Wie eine Sache.
Eva: Es ist ihr Mann.
Adam: Es ist eine Urne und kein Mann.
Eva: Jetzt hat sie ihn für sich allein. Sie kann stundenlang mit ihm reden und er hört zu.
Adam: Man stirbt, um seine heilige Ruhe zu haben und nicht um am Klavier zu stehen und seiner Frau zuzuhören.
Eva: Sie kann sich von ihm nicht trennen. Besonders jetzt, wo er der beste Ehemann der Welt ist.
Adam: Warum hält sie ihn dann in der ehelichen Hölle?
Ewa: Die Hölle hatte er zu Lebzeiten mit ihr. (seufzt) Schade, dass wir nicht bei Deiner Mutter feiern. Sie hat viel mehr Platz. Dort könnten alle Familienmitglieder weit voneinander sitzen und müssten nicht einmal miteinander reden. Kannst du dir das vorstellen? Kein Streit, keine Bosheiten und keine Sticheleien.
Adam: Aber das ist schon Tradition.
Ewa: Glaubst Du, Dein Bruder versucht wieder uns DAS mitzuteilen?
Adam: WAS?
Ewa: Du weißt schon.
Adam: Ja, aber ich will es nicht wissen. DAS wird niemals Thema sein.
Ewa: Es bedrückt ihn so sehr. Schon seit Jahren versucht er uns das zu sagen.
Adam: Über so etwas redet man nicht beim Essen.
Ein Baby weint. Adam und Ewa, vertieft in ihre Tätigkeiten tun so, als ob sie das nicht hören würden.
Ewa: Du bist jetzt dran.
Adam: Warum ich?
Ewa: Ich kann jetzt nicht, bin beschäftigt.
Adam: Ich auch.