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Kaiserverlag

Namasté

oder Götter, die vom Schlitten rutschen
Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Autor:
Jan Demuth
Besetzung: 1D / 2H / 1DEK / / 1Kind
Anmerkung:
UA: 25. April 2001, prinz regent theater, Bochum, Regie: Sibylle Broll-Pape

heo ist Schriftsteller, Freya Fernsehmoderatorin und Thor liberaler Politiker. Grund genug sich selbst zu vergöttern, aber nicht Grundlage genug, eine gemeinsame Mietwohnung halten zu können. Durch Kritiker in der Luft zerrissen, mangelnde Einschaltquoten vom Fernsehthron gestoßen und durch die Selbstauflösung der liberalen Partei des Lebenssinns beraubt, sieht sich diese heilige Dreifaltigkeit plötzlich auf der Straße.
Diesen Zustand gilt es schnellstmöglich zu beheben, und da kommt eine Gruppe Jugendlicher im nahegelegenen Stadtpark gerade recht: Für ein Dach über dem Kopf und etwas Warmes im Magen entfaltet das göttliche Trio eine kriminelle Energie, die selbst antike Vorbilder erblassen ließe.
Ihre letzte Hoffnung zur finanziellen Sanierung ihrer Leben ist die Entführung eines Kindes. Doch die Eltern reagieren auf den Erpresserbrief etwas unkonventionell:
Sie weigern sich in einem ebenfalls anonymen Antwortbrief ihren pubertierenden Sohn zurückzunehmen.
Nach ihrem Höllensturz ins gesellschaftliche Abseits fallen die drei neuarmen Absteiger nun auch durch das Netz krimineller Konventionen. So geraten die ihres Status beraubten Götter in einen kannibalischen Urzustand zurück, der sie über alle menschlichen Skrupel erhaben macht: Sie schlachten und verspeisen die gekidnappte Beute. Die neu entdeckte Ressource Menschenfleisch stellt endlich allen wieder fette Jahre in Aussicht.
Eine kannibalische Robinsonade, die absurd-komische Kritik an der neuen Götzenwelt einer sich zum Turbopragmatismus entwickelnden Gesellschaft übt. Ein ironisches Spiel um die tägliche Inthronisierung des Durchschnittlichen, mediale Ersatzreligionen und den Verlust humaner Botschaften.