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Kaiserverlag
Besetzung: 4D / 5H / Simultanbühne
Übersetzung:
Cornelius Hell
Rechte:
Frei zur dtspr. EA

Leonas wird als Idiot bezeichnet. Er ist ein Taugenichts, der täglich splitterfasernackt bei seiner Nachbarin auftaucht, um bei ihr zu baden. Die Stripteasetänzerin toleriert seine Anwesenheit. Er spart sich die Wasserkosten.
Als in dem Mietshaus ein Mord geschieht, verdächtigen ihn die Nachbarn der Tat. Silvija wird angestiftet ihn zu bespitzeln, um ihn des Mordes zu überführen. Sie nimmt ihn jedoch in Schutz und gibt vor, selbst den Mord begangen zu haben.
20 Jahre später sind Leonas und Silvija in Australien sesshaft geworden. Leonas hatte immer schon Tagträume und Visionen von Australien, in dem er nie war. Er litt unter Wahnvorstellungen von Kriegen. Und ein Leben lang verfolgte ihn in seiner Fantasie eine Krankenschwester namens Eva mit einem Bart.
Leonas und Silvija haben mittlerweile eine erwachsene Tochter. Sie stellt Fragen und möchte die Vergangenheit ihrer Eltern aufarbeiten. Doch die Geschichte scheint sich verselbstständigt zu haben. In immer neuen und verwirrenden Varianten tauchen die Fetzen der Vergangenheit auf. Sie sind nur noch bloße Motive, der immer selben Lebensmomente. In einem Strom von Wahrheiten und Ungereimtheiten verliert sich das Leben Leonas’ wieder. Sein lebenslanger Todestraum wird Wirklichkeit: Ihm erscheint die Krankenschwester Eva mit dem Bart und gibt ihm eine wahrscheinlich tödliche Injektion.
Marius Ivaskevicius erzeugt in seinem Theaterstück eine Stimmung, die fasziniert, verstört und sich immer wieder entzieht. Er spielt souverän mit Motiven und macht aus den diversen Momenten der Realität Variablen eines Todestraums. Geisteskrankheit oder Vorsehung, Wahnvorstellung oder Vision – die Grenzen verwischen sich ständig und treiben in das Konkrete des Irrationalen. Hier ist paradoxerweise alles möglich und dennoch niemals sinnlos oder bloßer Effekt. Dieses Stück reißt Gräben auf hinter dem Vordergründigen und vermeintlich Verlässlichen unserer Wahrnehmung.