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Kaiserverlag
Besetzung: 1D / 1H / 1DEK

Der Tod hat ein Ehepaar nur vorübergehend geschieden. Denn die scheinbar idyllische, kleinhäuslerische Einsamkeit der alten Rosa wird durch den Wiedergänger Zach in ein Horrorszenarium verwandelt. Die gepeinigte Witwe begegnet dem gehaßten Ehemann wieder und die Ehehölle, von der sie glaubte, daß sie mit dem Feuertod des gewalttätigen und trunksüchtigen Gatten ein erlösendes Ende gefunden habe, entflammt erneut. Gräßlich entstellt, von Maden und Geschwüren zerfressen, verfolgt Zach die dem Wahnsinn nahe Rosa. Sie wehrt sich voller Ekel gegen die Heimsuchung, doch der Alptraum bleibt grauenhaft präsent.
In der Unausweichlichkeit der Situation entstehen schonungslose und haßerfüllte Gespräche zwischen den einstigen Eheleuten. Sie reflektieren ein hartes und schicksalhaftes Leben voller Brutalität und Unglück. Eine verlorene Jugend, Kindestod, Armut, Krieg und eine trostlose, lieblose Ehe mit dem vergewaltigenden, asozialen, selbst vom Leben stiefmütterlich behandelten und mißbrauchten Zach sind die Stationen dieser bemitleidenswerten Frauenexistenz.
Doch am Ende stehen Verzeihen und Erlösung von den Qualen der begangenen Schuld. Rosa reicht Zach ihre Hand und erlöst den Untoten aus seiner geisterhaften, ewigen Verdammnis. Mein Ungeheuer" ist eine erschütternde Lebensbilanz, ein einnehmender Dialog, der nur vordergründig mit den Mitteln des Genres der Geistererzählung arbeitet: Dieses Stück ist der Lebensalptraum einer alten Frau zwischen trauriger Erinnerung, Visionen der Einsamkeit und traumatischer, nicht enden wollender Angst, und es ist ein stückweit die Geschichte einer Generation, deren Entbehrungen heute schon fast vergessen sind.
Ein sehr persönlicher Theatertext von Felix Mitterer, mit dem er eigene Kindheitserinnerungen mittels skurrilem Humor und drastischen Bildern verarbeitet.


Leseprobe

1. BILD

ZACH: Mir hat des gfallen. Die roten Haar, des war, wia soll i sagen, i hab di gesehgn und hab ma denkt, hat de unten a rote Haar? Des wollt i wissen.
Sie gibt ihm eine Ohrfeige, er schreit auf, taumelt zurück. Rosa kniet sich vor ihm nieder.
ROSA: Geh weg, bittschön geh weg, i bitt di, Zach, geh weg!
ZACH: I kann nit weggehn, Rosa. I muaß bei dir sein.
ROSA: Aber warum denn? Des gibt’s doch nit! Bis dass der Tod euch scheidet, hats ghoaßen! Bis dass der Tod euch scheidet!
ZACH: Ja, Schnecken! Hast glabt, du bist mi los, gell? Aber du bist mi nit los. I wer immer bei dir bleiben, immer.
ROSA: Des kann nit sein, des kann nit sein! Warum wer i so gstraft?
ZACH: I wer gstraft! I wer gstraft! Verstehst du des nit?
ROSA: Des is wohl a Straf für mi, wenn i di nit loskriag!
ZACH: (heult auf) I brenn! I brenn! I brenn, Rosa!
ROSA: I hab di umbracht, i muaß des büaßen, i woaß!
ZACH: Du hast mi umbracht? Des wär ma ganz was Neus. Na, von dir wer i mi umbringen lassen, sonst no was!
ROSA: (weinend) I hab di umbracht, i hab di sterben lassen! Des muasst du doch wissen! Wenn ma tot is, woaß ma doch alles!
ZACH: Nix woaß ma, nix woaß ma! Von was redest du?
ROSA: I hab doch den Rauch gschmeckt! Und bin in die Kuchl umi. Wia i die Tür aufmach, is ma der schwarze Qualm entgegenkommen! Und du liegst auf der Kuchlbank und dei Decken brennt! - I hab die Tür wieder zuagmacht! Davon red i! I hab di sterben lassen, i hab di krepieren lassen. Seit fünfzehn Jahr liegst du bsoffen auf der Kuchlbank, und rauchst oane nach der andern. Seit fünfzehn Jahren nimm i dir die brennende Zigaretten aus der Hand, wenn du eingschlafen bist damit. Wia oft hab i ma vorgstellt, i laß es oanfach bleiben. Wia oft hab i ma gwünscht, daß du verbrennst. Wia oft.
ZACH: Ah, du bist ma ja a Luader! Na, sowas! Lasst ihren eigenen Gatten verbrennen! Na, Mahlzeit, pfiat di Gott! Ghört si sowas?
ROSA: I tats wieder.



Rezensionen

Uraufführung: 29.07.2000, Tiroler Volksschauspiele Telfs
Regie: Elmar Drexel

Ein grausames, ein intensives Stück …
Kurier, 15.08.2000

„Mein Ungeheuer“ ist eines der besten Texte Mitterers. Ein Stück von archaischer Wucht, weil es Urkräfte der Seele mit den Mitteln des Theaters thematisiert - der Mythos als Maske der Psychologie.
Tiroler Tageszeitung, 16.08.2000

Hart und brutal, poetisch und ergreifend, tragisch und komisch …
Die Neue Furche, 24.08.2000