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Kaiserverlag

Mein Sohn läuft nur ein wenig langsamer

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 5D / 5H / 1DEK
Übersetzung:
Aus dem Kroatischen: Vukan Mihailovic de Deo
Rechte:
Frei zur dtspr. EA
Bearbeitung:
Sara Maurer

Mia pflegt ihre demente Mutter und ihren gehbehinderten Sohn. Der Rest der Familie ist ihr dabei nicht wirklich eine Hilfe. Am Tag des 25. Geburtstages ihres Sohnes offenbaren sich schonungslos alle seelischen Verletzungen, Oberflächlichkeiten, Aggressionen und Enttäuschungen.
Das Familientrauma und die Handlungsunfähigkeit der einzelnen Familienmitglieder manifestieren sich vor einer Kulisse der besitzergreifenden Beziehung einer überforderten Mutter gegenüber ihrem Sohn. Doch Branko ist erwachsen geworden und trotz seines Handicaps gelingt ihm ein erster hoffnungsvoller Schritt in Richtung Loslösung und der lebensbejahenden Akzeptanz der eigenen Situation.
Ein tiefsinniges und dennoch leichtes und unterhaltsames Stück.


Leseprobe

MIA: Ich habe ihn gestern geboren und heute wird er fünfundzwanzig
Jahre alt. Fünfundzwanzig ist die Hälfte von fünfzig und fünfzig
ist die Hälfte von hundert und hundert ist eine ganze Ewigkeit. Ich
bin dermaßen genervt, dass die Krankheit gerade ihn ausgesucht
hat, vollkommen genervt. Ich weiß immer noch nicht, was ich ihm
kaufen soll. Der Rollstuhl war total teuer. Wäre er wenigstens später
krank geworden, dann hätte ich ihm den Rollstuhl jetzt schenken
können. Er hätte gelächelt und gesagt: Danke, das habe ich
wirklich nötig gehabt, jetzt kann ich in den Park gehen, herumfahren,
hier und da schimpfen, dann ein wenig Tauben füttern.
ANA: Zum Teufel mit den Tauben, sie brauchen keine Beine, die
Hurensöhne haben Flügel!



Rezensionen

Uraufführung: 26.11.2011, Jugendtheater, Zagreb, Regie: Janusz Kica

Der junge Dramatiker Ivor Martinic hat vor zwei Jahren angefangen am regionalen Schauspielhimmel zu scheinen, und seitdem strahlt er immer stärker. Seine einfachen und scharfsinnigen Stücke treffen heutige Traumata: Eine düstere Atmosphäre und knappe Dialoge offenbaren die schmerzhaften Punkte menschlicher Beziehungen, von dysfunktionalen Familien und unserem eigenen Selbst, abgestumpft vom existenziellen Elend und den psychosozialen Albträumen.
Bojan Munjin, Novosti