- Autor:
- Rafael David Kohn
Ein gutbürgerliches deutsches Ärzte-Ehepaar reist, vom Hilfswillen beseelt, nach Sierra Leone, um dort medizinische und soziale Aufbauarbeit zu leisten. Unversehens werden sie Teil der gewaltsamen Interessenskonflikte des Bürgerkriegs.
Ihre Absicht, Gutes zu tun, ist aufrichtig, doch die gewohnten moralischen Wahrnehmungsmuster werden in der Bürgerkriegsrealität schnell irritiert, als sie in einem Camp nahe einer Diamantenmine ihre Arbeit beginnen. Die ‚Firma‘ hält ihre Arbeiter hinter Stacheldraht und missbraucht die Mediziner, um nach verschluckten Diamanten zu suchen.
Die Schrecken des Bürgerkrieges verkehren die guten Absichten in ihr Gegenteil. Hungernde müssen aus dem überfüllten Camp ausgewiesen werden. Die Gewinne eroberter Minen werden von marodierenden und verstümmelnden ‚Freiheitskämpfern‘ zu neuen Waffenkäufen genutzt. Die Realität führt die Gutmenschen und ihr ‚lupenreines‘ Gewissen ad absurdum. Sarkasmus, Resignation, ernüchternde Wahrheiten und unkontrollierte Gewalt sind die Folgen.
Der Autor schildert eine Welt, die fernab unserer unmittelbaren Wahrnehmung zutiefst mit einem europäischen Selbstverständnis bzw. mit der Verleugnung einer Mitverantwortung verflochten ist.
Das Stück wurde am 11. März 2011 am Theater89 in Berlin unter der Regie von Hans Joachim Frank uraufgeführt.
Rezensionen
Berliner Morgenpost , Elena Philipp, 30. März 2011
...überforderte Gutmenschen, deren schwarz-weißes Weltbild an den Widersprüchen einer komplexen Wirklichkeit zerschellt.
Frank Colotte, Luxemburger Wort
À la fois tragique et cathartique, «Lupenrein» est donc un drame suscitant crainte, révolte et pitié, autant qu’une autopsie pénétrante de la fragilité humaine, que l’auteur met en scène d’un point de vue résolument humaniste.