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Kaiserverlag
Autor:
Peter Wagner
Besetzung: 4D / 4H / / 2 Kinder / Simultanbühne
Rechte:
Frei zur DEA

Trostloser Alltag in einem Dorf. Die Grenze ist nah. Die meisten Männer sind Pendler, die Frauen Werktagswitwen. Jeder einzelne versucht, vor seinem Schicksal zu fliehen. Demgegenüber stehen zwei rumänische Flüchtlinge, die von Freiheit träumen, ihre Flucht scheinbar hinter sich haben. Fremde in der Fremde, beneidet von den Fremden im eigenen Dorf.
Zwei Kinder kommentieren die Handlung und die Dialoge; sie machen gleich zu Beginn darauf aufmerksam, dass sie am Ende tot sein werden.
Gezeigt wird, wie die Monotonie des Dorflebens erotische Phantasien freisetzt. Im Falle der Krämerin entzünden sie sich an einem Flüchtling, auch dessen Landsfrau wird unterstellt, dass sie das Fernweh des Jungen anheizt. Im Übrigen hält sich die Fremdenfeindlichkeit der Leute in Grenzen, nur selten flackert sie auf. Die Fremdheit dient vor allem als Folie für den eigenen Überdruss am Gewohnten, an der Fadesse des Daheimseins.
Flucht, Migrationsbewegungen und Pendlerwanderungen, das Gefühl des Fremdseins in einem anderen Land, in einer anderen Stadt machen diesen Text aktueller denn je.

Uraufführung: 4. 4. 1990 im Ensemble Theater, Wien
Gastspiel im Nationaltheater von Bratislawa
ORF-Fernsehaufzeichnung, Erstsendung September 1990
Regie: Dieter Haspel

BURGENLÄNDISCHE INSZENIERUNG „LAFNITZ“
Premiere: 22. September 1994, Kulturzentrum Oberschützen, Produktion: Burgenländische Kulturzentren
Regie: Wolfgang Lesowsky

WEITERE INSZENIERUNG:
Volkstheater Wien, 1995
Bühne: Wolfgang Horwath
Regie: Peter M. Preissler


Leseprobe

III.

MIHAI: Sehen Sie, Dirnböck, so etwas habe ich befürchtet. Dass es irgendeinmal herauskommt. Die ganze Zeit, seit wir hier sind, spüre ich Aggression. Man will keinen Fremden. Man will weiterschlafen und nichts wissen von dem Rest der Welt. Aber das wird sich rächen, sie werden sehen. Es kommen ganz neue Dinge auf Europa zu, davon haben wir alle überhaupt noch keine Ahnung. Und davon wird dieses Dorf, hunderttausend Dörfer hier und überall nicht verschont bleiben. Wieso stellt man sich nicht um beizeiten? Das wäre für alle einfacher.
DIRNBÖCK: Wie recht sie haben, Mihai. Aber im Unterschied zu Ihnen, Mihai, bin ich ...
MIHAI: Pessimist.