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Kaiserverlag

Krach im Hause Gott

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 1D / 4H / 1DEK
Typ:
Ein modernes Mysterienspiel
Anmerkung:
ca. 90 Min

Über die sündige Menschheit soll wieder einmal Gericht gehalten werden, und diesmal will der allmächtige und erzürnte Gott seine missratene Schöpfung ausnahmslos von der Erde tilgen. Vater, Sohn und Heiliger Geist präsentieren sich bei diesem Disput nicht gerade als heilige Dreifaltigkeit. Der Teufel wird seiner Rolle als Anwalt der Menschheit gerecht, sein Plädoyer macht die Lehren und Gebote des Alten wie des Neuen Testaments verantwortlich für die ökologische und moralische Misere des Ebenbildes Gottes. Der Herr kapituliert vor der Macht des Satans, die er über die Menschen errungen hat, und sein Sohn bekennt sich zu dem göttlichen Versagen. Das Erscheinen Muttergottes zur Konferenz gibt der Auseinandersetzung eine neue Richtung. Sie macht die Verdrängung des Matriarchats im Himmel wie auf Erden verantwortlich für das Leiden auf der Welt. Des Sohnes Anregung, sich von der Menschheit zurückzuziehen, bleibt vorerst nur Theorie. Die Sitzung wird bis auf weiteres vertagt.

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Leseprobe

SOHN: Gott, bist du eine lächerliche Figur!
SATAN: Du bist lächerlich! Du bist lächerlich! Was hat es dir denn gebracht? Nichts! Absolut nichts!
SOHN: Abermillionen Menschen sind heute Christen! Ist das lächerlich?
SATAN: Na-und? Sind sie anders als die anderen? Als die Nichtchristen? Sind sie besser? Natürlich, dein Kreuz hängt in den Kirchen und in ein paar Wohnungen. Noch! Aber es bedeutet nichts! Sie befolgen deine Gebote nicht! Sie sind dir in Wahrheit nicht nachgefolgt! Aber wenn du heruntergestiegen wärst vom Kreuz, dann wären sie dir sehr wohl nachgefolgt! Alle! Wirklich alle! Du wärst wirklich der König gewesen! König der Welt! Herrscher!
SOHN: Mich interessiert es nicht, zu herrschen.
SATAN: Komm, hör auf, jeder Prediger will herrschen!
SOHN: Ich nicht.
SATAN: Aber deine Nachfolger haben dafür geherrscht! Sie nämlich haben mein Angebot nicht ausgeschlagen, Jesus. Auch sie habe ich auf den Berg geführt und habe ihnen die Reiche der Welt gezeigt. Sie nahmen an, begierig und voller Begeisterung nahmen sie an – die Macht, den Reichtum, den Glanz! Jahrhundertelang haben sie geherrscht! Gnadenlos! Haben in deinem Namen, Christus, andere Völker unterjocht, ausgebeutet, ermordet. Haben Scheiterhaufen errichtet und jeden verbrannt, der anderer Meinung war. Schlächter waren sie, deine Nachfolger! Verbrecher! Prasser! Popanze! Ist dir das lieber?
SOHN: Nein, es schmerzt mich. Deshalb bluten meine Wunden.



Rezensionen

Uraufführung: 02.08.1994, Auftragswerk für die Bregenzer Festspiele
Regie: Bruno Felix, Musik: Werner Pirchner

Dieses Stück kommt nie in den Theaterhimmel.
Süddeutsche Zeitung, 04.08.1994

Und dennoch: 75 Aufführungsverträge!