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Kaiserverlag

Kellner, Koch und Küchenmädchen

Die neunte Aufgabe
Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 1D / 2H / 1DEK
Rechte:
Frei zur UA

Der Koch ist ein göttliches Genie, der Kellner ein undurchsichtiger Strippenzieher, und die Menüs ihres hochexklusiven Restaurants folgen den zwölf Heldentaten des Herkules. Was ein spleeniges Geschäftsmodell zu sein scheint, offenbart Stück für Stück ein dunkles Geheimnis, das die beiden Zwillingsbrüder verbindet. Als die Einstellung eines Küchenmädchens die Verhältnisse Kopf stehen lässt, sieht der Kellner den schicksalhaften Männerbund bedroht. Er schlägt dem Koch vor, das Fleisch des Küchenmädchens zuzubereiten.
Das variantenreiche Spiel einer Restaurantküche verbindet virtuose Kochkunst mit griechischer Mythologie und lässt das traumatisierte Phantasma zweier ehemaliger Flüchtlingskinder über emotionale und erotische Abgründe in einen verblüffenden Showdown münden. Extreme und überraschende Gefühlslagen bieten ein gefundenes Fressen für drei Schauspieler. Die verwendeten Rezepte sind umsetzbar − auf der Bühne wie auch als Rahmenprogramm.


Leseprobe

KOCH: (legt ihm von hinten das Messer an den Hals) Ich schlafe nicht, weil es keinen Unterschied macht, weil ich im Traum koche oder mit offenen Augen koche, beim Duschen oder beim Scheißen. Alles wonach ich mich sehne, ist Ruhe und dass die Bilder nicht kommen, die Geräusche, nicht die Kälte, die Einsamkeit, nicht die Angst.
KELLNER: Sollen nicht kommen.
KOCH: Und um Ruhe zu haben, würde ich dir am liebsten die Zunge herausschneiden, rösten und dir gebraten wieder in den Hals schieben. Aber ich brauche deine Geschichten, weil sie mir andere Bilder geben, weil sie mir etwas geben, das ich ansehen kann, ohne mir in die Hose zu scheißen. Weil einen Moment lang dieses ganze beschissene Durcheinander aufhört. Weil ich darin jemand anderes bin.
KELLNER: Weil du erfährst, wer du wirklich bist.
KOCH: (lässt von ihm ab) Mein Fluch, mein Segen, mein Bruder.