- Originaltitel:
- Neviena pasa varda
- Übersetzung:
- Aus dem Lettischen von Matthias Knoll
- Rechte:
- Frei zur dtspr. EA
- Typ:
- Ein Gleichnis in dreizehn Bildern
Ein Vater verteilt sein Erbe. Talev, der Geschäftsmann und älteste der Söhne erhält die Immobilien, Vidurg, der Wissenschaftler, bekommt sämtliche Bankguthaben sowie die Bibliothek und Gedert, dem Dichter, vermacht der Vater das Geisteslicht, welches ihn ein ganzes Leben lang geführt hat.
Talev hat eine wunderschöne Frau kennengelernt, deretwegen er sich scheiden lassen will. Ihr plant er das geerbte Haus zu schenken. Sein Bruder Gedert wohnt dort. Die weiteren Ereignisse führen Gedert und Sabine zusammen, auf eine Art, wie sie nur zwei grenzenlos nahen Menschen möglich ist. Tage und Nächte verschmelzen zu einer unmessbaren Einheit. Doch Gedert verliert Sabine wieder. Dem Wissenschaftler Vidurg ist ebendiese Frau auf seiner Symposiumsreise nach Caracas wie eine Vision begegnet. Seitdem sucht er nach ihr und findet sie bei seinem Bruder Talev wieder.
Eine obskure Gesellschaft, deren Einfluss die Politik, Wirtschaft und Kultur des Landes dominiert, buhlt um die Brüder. Ihre Aufnahme in den Club der Mächtigen ist geplant. Dieser Macht hatte Gedert mit seinen kämpferischen Artikeln den Krieg erklärt. Nun soll er als deren Sprachrohr domestiziert werden.
Ein blinder Fährmann ist bei alldem immer präsent. Der Tod betrachtet diese Lebensverwirrungen, dieses Sehnen und Streben trotz aller Endlichkeit. Die wunderschöne Sabine entpuppt sich als Allegorie des Todes.
Doch der Tod gewährt diesen Männern eine weitere Frist. Dieses Leben mit all seinen Eitelkeiten, Machtinteressen, Liebschaften und auch Todessehnsüchten wird in seiner Fragwürdigkeit weitergeführt – und der Fährmann wartet.
Ein poetisches, sinnlich-symbolisches Theaterstück, das mit seiner Tiefe eine heutige Oberflächlichkeit berührt.