Jasmin, Der

Das Haus von Jasmin Eka und Artis Lidmus steht vor der Pfändung. Der Gerichtsvollzieher macht bereits seine Aufwartung.
Jasmin schuftet in einer Gaststätte, kümmert sich um die verwirrte Großmutter Gertrud und Sohn Thomas. Artis trinkt und kann das fehlende Geld nicht beschaffen.
Nach Jahren kehrt Jasmins Mutter, Laura, mit dem Musiker Michael nach Hause zurück. Sie war nach dem tragischen Tod ihres Mannes den engen Verhältnissen entflohen. Dem Tod geweiht, hatte sie den Krebs überwunden. Michael bringt zwei dressierte Zirkusaffen mit.
Im Haus leben noch auf engstem Raum die Untermieter Lana und Viktor. Zwischen Jasmin und Michael entsteht ein Liebesverhältnis. Michael war der Geliebte der Mutter. Er hatte sie gezwungen, ein gemeinsames Kind abzutreiben. Jasmin setzt alle Hoffnungen auf ihn. Doch nach einer Nacht, in der alle Beziehungen der Anwesenden zueinander die äußerste Belastbarkeit erfahren, Gewalt und verzweifelte Liebe miteinander wetteifern, entschließt er sich für sein altes Leben als freier Künstler.
Jasmin bleibt alleine in einem kalten Raum des heruntergekommenen Hauses zurück, wo sie vergeblich auf ihn wartet. Und der Gerichtsvollzieher kommt diesmal auf Freiersfüßen …
Das bisher größte und eindringlichste Werk Inga Abeles.
Präzise psychologische Beobachtung und emotionale Verschlingungen fast wie bei Tschechow, Bizarrerien fast wie beim Gombrowicz, Hysterien fast wie bei Strindberg: Inga Abele reflektiert in den individuellen Schicksalen auch einen gesellschaftlichen Umbruch, in dem überkommene Männerrohheiten und aufgebrauchte Frauenduldsamkeit nicht mehr tragen.
Sie schreibt lakonisch und mit hoher Emotionalität zugleich und trifft dabei den Jargon der Zeit ebenso wie einen mitunter ins Lyrische tendierenden Tonfall.
So hätte Tschechow geschrieben, wäre er eine Frau von heute.