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Kaiserverlag
Besetzung: 5D / 6H / 1DEK / / 3Musikanten / Stat
Originaltitel:
The Playboy of the Western World
Anmerkung:
Neuübersetzung des Stückes des irischen Dramatikers John Millington Synge

Christopher Mahon genießt den Ruhm, ein Vatermörder zu sein. Er hat in einer Schenke Schutz vor der vermeintlichen Verfolgung durch die Polizei gefunden und ist nun erstaunt darüber, dass das Geständnis eines grausamen Mordes ihn zum Helden in der kleinen Gemeinde macht. Der schüchterne, junge Mann findet Gefallen an seiner neuen Rolle: Er avanciert zum Frauenliebling, wächst über sich hinaus und spickt seine Erzählung mit heldenhaften Details.
Als der tot geglaubte Vater polternd und Rache suchend mit bandagiertem Kopf auftaucht, zerfällt das so leicht errungene Image des westlichen Playboys binnen Kürze. Doch der Sohn greift erneut zum Torfstecher, um des Vaters bereits arg lädiertem Sturschädel den Rest zu geben. Angesichts dieser ihnen vor Augen geführten Gewalteinwirkung auf den Erzeuger nehmen die Dorfbewohner Abstand von ihrem verehrten Helden und schicken sich an, den Täter der Polizei auszuliefern.
Aber des Vaters Schädel hat des Sohnes ernsthaftem Ansinnen erneut widerstanden. Von der Tatkraft Christophers überzeugt und somit befriedet, ziehen der Vater und der zum Mann gereifte Sohn einer ruhmvollen und heldenhaften Zukunft entgegen, die ihnen die Kolportage ihrer Geschichte in den einschlägigen Dorfschenken einbringen wird.
Noch bevor Expressionisten wie der Österreicher Arnolt Bronnen mit seinem Stück "Vatermord", Reinhard Goering mit "Der Bettler" und Walter Hasenclever mit "Der Sohn" die Ermordung des Vaters und damit einen Generationenkonflikt thematisierten, hatte Synge auf sehr humorvolle Weise die Loslösung von väterlicher Dominanz in Szene gesetzt. Die Uraufführung am 26. Januar 1907 in Dublin zog einen der größten Theaterskandale des Jahrhunderts nach sich. Man warf Synge die Verherrlichung des Vatermordes und die Darstellung des Landvolkes als "eine Horde mörderischer Wilder" vor. Inzwischen ist die Komödie "The Playboy of the Western World" längst zum Klassiker des Welttheaters geworden.
Felix Mitterer ist mit seiner Übersetzung und Bearbeitung das Kunststück einer Transkription in die österreichische Umgangssprache gelungen, die die Herkunft des Textes sowie seine spezifische Atmosphäre nicht verleugnet, und auf dieser Basis der Gemeinsamkeiten auch die Besonderheiten des österreichischen dörflichen Lebens authentisch, liebevoll und gleichzeitig voller feinster Ironie nachzeichnet.
John Millington Synge schrieb: "In ‚The Playboy of the Western World' habe ich, wie auch in meinen anderen Bühnenstücken, nur wenige Worte benutzt, die ich nicht unter dem irischen Landvolk gehört oder in meiner eigenen Kinderstube gesprochen habe, ehe ich noch lesen konnte, und ich bekenne mit Freuden, wieviel ich der urwüchsigen Phantasie dieses prachtvollen Menschenschlages verdanke" – Worte, die von dem Tiroler Felix Mitterer stammen könnten.


Leseprobe

ERSTER AKT

PEGEEN: Du hast deinen Vater umgebracht?
CHRISTY: Mit der barmherzigen Hilfe Gottes. Die Jungfrau Maria sei eahm Fürsprecherin.
PHILLY: Kreuzdividomine, des is a Hund!
JIMMY: Gepriesen sei der Herr!
MICHAEL: Drauf steht der Galgen, junger Mann. I hoff, du hast an guaten Grund ghabt.
CHRISTY: Er war ein Drecksack, Gott sei ihm gnädig, alt und boshaft war er, einfach nimmer zum Aushalten.
PEGEEN: Und du hast ihn... (Legt den Zeigefinger wie eine Pistole an und macht Geräusch eines Schusses.)
CHRISTY: Hab mei Lebtag koan Schiaßprügel in der Hand ghabt. Hab a koan Waffenpass und bin oaner, der’s Gesetz reschpektiert.
MICHAEL: Hast es mit an Messer gmacht? I hab ghört, draußen, in der großen Welt, da machen sie’s mit bluatige Messer.
CHRISTY: Ja, bin i a Schlachter?
PEGEEN: Dann hast ihn vielleicht aufghängt? Wia’s der Jimmy Farrel da mit sein’ Hund gmacht hat, wegen der Steuer. Der hat in der Schlingen quitscht und zappelt, drei Stund lang, und der Jimmy hat gschworen, es sei a toter Hund, die Gendarmen aber ham behauptet, er lebt, und wollten kassieren.
CHRISTY: Na, so hab i’s nit gmacht. I hab ihm nur oans mit dem Torfstecher übern Schädel zogen. Is wiara leerer Sack vor meine Füaß hin gfallen und koan Muckser hat er mehr tan.
MICHAEL: Und wia is des zuaganga, daß sie di nit ghängt ham? Hast ihn glei eingraben, an Ort und Stelle?
CHRISTY: Ja, ja, hab ihn glei verscharrt. War ja grad beim Erdäpfel aushacken.



Rezensionen

Uraufführung: 12.02.1999 im Theater der Jugend, Wien
Regie: Hans Escher

Mitterer verpasst Synges Helden mit einem kryptischen Dialekt-Gemisch alpine Dörflichkeit, ohne die irische Schankpoesie zu ersticken. Escher inszeniert zwischen “einer stolzen G´schicht und einer schäbigen Tat” lebendig und schamlos absurd.
Der Standard, 17.02.1999

Die temperamentvolle Inszenierung vereint Elemente aus archaischen Heimatfilmen mit Grusel, Humor und bitterem Ernst: Eine gute Geschichte, von einem, der auszog, um Sieger im Leben zu sein.
Die Furche, 18.02.1999