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Kaiserverlag
Besetzung: 3D / 5H / 1DEK

Der verlorene Sohn Mike kehrt mit seiner drogenabhängigen Freundin Nina nach einer langen Zeit an den Ort seiner Kindheit zurück. Vor einem dominierenden Vater, erdrückender familiärer Enge, einer biederen und angepassten Umgebung war er einst in die Großstadt geflohen. Er erfährt erneut die Vorurteile und die kleinbürgerliche Brutalität derer, die er zurückgelassen hatte, als sie wegen eines von Nina begangenen Ladendiebstahls gestellt werden und seine Freundin mit dem Einverständnis seines alkoholabhängigen Vaters, des Postenkommandanten der Polizei, von dem Filialleiter des Supermarktes während einer versuchten Vergewaltigung schwer verletzt wird. Nicht Liebe und Verständnis, sondern Feigheit, Uneinsichtigkeit, Verschlossenheit und die von dem Vater verzweifelt mit der Waffe erzwungene Bitte um Verzeihung von seiten des Sohns stehen an einem desillusionierenden Ende dieses Konflikts, dessen Ausgang den Sohn wieder in die Fremde schickt, anstatt die Möglichkeit eines Neuanfangs und einer Annäherung zu schaffen.
Ein Stück über den Konflikt zwischen denjenigen, die versuchen einer inakzeptablen, doppelmoralischen, scheinheiligen Gesellschaft zu entkommen und denen, die sie in ihrer statischen Verblendung dafür bestrafen wollen.


Leseprobe

NINA: Ach, Junge! Ich bin auf den Strich gegangen, um mir das Geld für den Stoff zu verdienen! Was glaubst du, was ich da alles erlebt hab? Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem dämlichen Supermarkt-Filialleiter etwas Neues einfällt! …
GÜNTHER: Hermann, als Polizeibeamter distanziere ich mich davon! (Ossi schlägt plötzlich Nina mit einem einzigen Hieb nieder.)
MIKE: Nein!
GÜNTHER: Herr Leitner, ich mahne Sie ab! Ich muss sonst die Festnahme aussprechen!
OSSI: Schleich di!
GÜNTHER: Hermann, das geht doch nit! Wir haben das Gesetz zu vertreten!
HERMANN: Geh zum Auto!
GÜNTHER: Na, Hermann!
HERMANN: Du gehst zum Auto, oder i schmeiß di ausi!
MIKE: I zoag euch alle an! Alle!
OSSI: Geh, dir glaubt doch keiner was!
HERMANN: Hau ab, Mensch! Hau ab, sag i!
OSSI: Du glaubst, dir kann nix passieren, weil du alles erlebt hast? Sämtliche Schweinereien! Du wirst dich wundern, Mädel!
MIKE: Papa, bitte! Bitte! Des kannst doch nit zulassen! Des geht doch nit! Du willst doch ordentliche Menschen! Is des ordentlich, was die machen? Is des ordentlich, ha? Is des ordentlich?



Rezensionen

Uraufführung: 09.08.1983, Tiroler Volksschauspiele Telfs
Regie: Gunnar Klattenhoff

Premiere: Heim, 26.09.1987, Landestheater Linz
Regie: Leopold Huber

Mit der brutalen Inszenierung der unzerreißbaren Fesseln vom idealisierten ländlichen Idyll wollen Felix Mitterer und die Linzer Kammerspiele ihre Besucher „Heim“ holen. Die tabufreie, direkte Sprache des Tirolers, Leopold Hubers Vollblutaktionstheater und die mitreißenden Schauspielerleistungen sorgen bei der Uraufführung … für viel betroffenen Beifall, aber auch für Gemurre unter den Hütern der traditionellen Wertestruktur.
Neue Kronen Zeitung, OÖ, 28.09.1987