- Autor:
- Felix Mitterer
- Rechte:
- Frei zur DEA
1929: Auf Floreana, einer unbewohnten Insel des Galápagos-Archipels, lassen sich der Arzt und Philosoph Friedrich Ritter und seine Gefährtin Dore Strauch nieder, um fern von der Zivilisation ein naturnahes und spirituelles Leben zu führen.
1932: Angezogen durch Zeitungsberichte, entflieht das deutsche Ehepaar Heinz und Margret Wittmer der Wirtschaftskrise und besiedelt ebenfalls die Insel, um sich hier eine Existenz als Farmer aufzubauen.
1933: Eine Wiener Baronin, ebenfalls aufmerksam geworden durch Presseberichte, entert mit ihren beiden jungen Geliebten die Insel und schwingt sich mit Reitpeitsche und Pistole zur „Kaiserin von Floreana“ auf.
1934: Alle außer dem Ehepaar Wittmer und Dore Strauch sind tot. Dore kehrt nach Deutschland zurück und stirbt unter ungeklärten Umständen. Die zahlreichen Nachkommen der Wittmers leben heute noch auf der Insel.
Was geschah auf Floreana? Warum kam der Teufel ins Paradies? Eine wahre Geschichte darüber, wie der Mensch sich selbst nicht entkommen kann.
Leseprobe
FRIEDRICH: In Amerika und Deutschland ist eine regelrechte Robinson-Psychose ausgebrochen, Herr Oberleutnant. Alle wollten nach Floreana. Zu mir, zu mir, der ich die Einsamkeit und Kontemplation suchte, zu mir, der ich hier mein philosophisches Hauptwerk schreiben wollte. Was für Leute da ankamen! Am Schlimmsten waren die Weiber! Eine – sie trug ein Chiffonkleid und Seidenstrümpfe - brachte einen schwindsüchtigen Gatten, einen Papagei, zwei Hasen und einen Affen mit; den Gatten sollte ich heilen, der Affe biss mich gleich in den Hintern, worauf ich ihn erschießen musste und die ganze Gesellschaft die Flucht ergriff; die andere wieder suchte verzweifelt einen Stecker für ihr Bügeleisen, die dritte wollte einen Backofen, wo es doch hier kein Getreide gibt, die vierte wollte mit ihrem Geliebten am Strande träumen und in den Wellen sich schaukeln lassen, dabei wimmelt es nur so von Haien! Ich habe mir eine der Galapagos-Inseln ausgesucht, weil sie so abgelegen sind. Ein Regierungsschiff kam vor dreißig Jahren nach vier Wochen ergebnisloser Suche in den Hafen von Guayaquil zurück und die Meldung lautete: „Die Galapagos sind verschwunden.“
Rezensionen
Uraufführung: 16.03.2017, Auftragswerk für das Theater in der Josefstadt, Wien
Regie: Stephanie Mohr
Mitterer ist ein Meister der Schicksalstragödie, ein großer Porträtist über sich hinauswachsender Schmerzensgestalten. Stephanie Mohr legt, wie schon öfter im Umgang mit Mitterers Texten, eine gute Regiearbeit vor.
Kronen Zeitung
Mitterers komplexes Aussteigerstück besticht in Stephanie Mohrs solider, auf Unmengen von zerknülltem Zeitungspapier angesiedelter Inszenierung durch charismatisch beschädigte Figuren.
Österreich
Stephanie Mohr inszenierte erfinderisch, berührend und amüsant die Uraufführung von Felix Mitterers "Galapagos", ein rohes Sozialexperiment und ein Krimi. Sie mischt munter Melodram, echte Emotionen mit Satire, Slapstick.
Die Presse
Die Regie changiert zwischen philosophischer Schwere und trocken-komödiantischer Leichtigkeit.
Wiener Zeitung
Toll sind Regie und Ensemble, sie beherrschen ihr Handwerk.
Der Standard