- Autor:
- Felix Mitterer
Michael Gaismair war Sekretär des Fürstbischofs von Brixen, ein junger Mann aus gutem Haus, ein Intellektueller, der noch Karriere hätte machen können.
Dennoch entschied er sich, der Anführer der Tiroler Bauernaufstände zu werden. Gaismair wurde trotz der Zusage des freien Geleits in eine Falle gelockt und festgenommen. Er entkam jedoch in die Schweiz. Der Aufstand, den er von dort organisieren wollte, scheiterte. Der Landesfürst Erzherzog Ferdinand hatte inzwischen mit einem blutigen Rachefeldzug die Bauern eingeschüchtert. Nach einem fehlgeschlagenen Unterstützungsversuch des Salzburger Bauernaufstandes floh Gaismair nach Venedig und kämpfte auf Seiten der Venezianer und Franzosen gegen Kaiser Karl. Doch die Hoffnung, von den Venezianern Unterstützung im heimatlichen Kampf zu erhalten, wurde enttäuscht. Gaismair zog sich auf sein Landgut bei Padua zurück, wo er 1532 von gedungenen Mördern des Tiroler Landesfürsten umgebracht wurde.
Gaismairs „Landesordnung“ zählt als zukunftsweisendes Gesellschaftsmodell zu den großen Staatsutopien der Weltgeschichte.
Dieses Stück ist mehr als nur ein historischer Theaterbeitrag: Es ist ein Stück über politische und soziale Utopien, die auch heute noch Gültigkeit haben.
Leseprobe
19. BILD, HÜGEL BEI MONTEGROTTO, 1531
PFEFFERER: Woaßt, was i glaubt hab? Soll i dir sagen, was i glaubt hab? I hab glaubt, i hab ganz fest dran glaubt, du bist der neue Jesus Christus. Es hat eine Prophezeiung geben. Christus, der Messias, kimmt wieder auf die Welt und erschlagt die hohen Herrn. I hab glaubt, du bist des. Drum hab i di ausgsucht. I war dein Johannes.
GAISMAIR: Wie kommst du auf den Gedanken, dass Christus jemanden erschlagen will?
PFEFFERER: Weil’s nit anders geht. Wie soll des Unrecht sonst a End nehmen? Koaner will nachgeben, koaner will was ändern, sie bringen uns um und lachen dazu. Christliche Barmherzigkeit, des is, wenn sie an Bettler a Kupfermünzen in sein Huat schmeißen. Mehr nit. Man muass sie erschlagen.
GAISMAIR: Und wann hast gemerkt, dass i nit der neue Jesus Christus bin?
PFEFFERER: Weil dir deine Jünger nimmer nachgfolgt sein. …
Aber dann hab i ma denkt, damals sein sie dem Jesus a nit nachgfolgt. Sie folgen ihm nia nach. Bis heut nit. Vielleicht bist es doch, wer woaß. Und alles geht sein Weg. Genau wie damals.
Rezensionen
Uraufführung: 20.07.2001, Auftragswerk für die Tiroler Volksschauspiele Telfs
Regie: Christian Stückl
… ein spannender, packender Theaterabend.
Kurier, 22.07.2001