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Kaiserverlag
Besetzung: 3D / 9H / 1DEK / / 2K / 6Stat
Typ:
Stück in drei Akten

Eine Rentnerin, Eigentümerin eines bescheidenen Häuschens, weigert sich, geringfügige Gemeindesteuern zu zahlen. Sie beschuldigt die Bürokratie des Diebstahls an ihrem unter großen Entbehrungen eigenhändig erbauten Eigentum, da dem im Krieg vermissten und nicht wiedergekehrten Mann und den beiden Söhnen Hausanteile zugesprochen wurden. Auf dem Weg der Steuerverweigerung versucht sie sich zurückzunehmen, was sie als ihren alleinigen Besitz betrachtet.
Der älteste Sohn erwirbt das aufgrund der ausbleibenden Zahlungen zur Versteigerung freigegebene Haus mit unlauteren Mitteln und lässt die verhasste Mutter mittels Exekutive rücksichtslos von ihrem Besitz entfernen. Der jüngere Sohn stellt der Mutter sein Auto zur Verfügung, in dem sie zu jeder Jahreszeit ausharrt. Mit einem 199tägigen Hungerstreik kämpft sie gegen die Ungerechtigkeit der Zwangsversteigerung. Es beginnt ein sozialer, physischer und psychischer Abstieg, der den alle Möglichkeiten des Protests ausschöpfenden, für neofaschistisches Gedankengut empfänglichen, jüngeren Sohn mit sich zieht.
Eine Schlussretrospektive erklärt den Grund für den unbändigen Hass des erstgeborenen Sohnes auf die Mutter und seine Brutalität gegenüber Frauen: Während der Vater im Polenfeldzug "Heldentaten" für das Reich vollbrachte, zeugte die Mutter mit einem polnischen Zwangsarbeiter den zweiten Sohn.
In einer Silvesternacht verhallt der den Schmerz eines ganzen Lebens bündelnde Schrei der sterbenden, alten Frau.
Eine bedrückende, der Realität entnommene, die Frage der Schuld nicht beantwortende Familientragödie, inmitten eines kalten sozialen Umfelds.


Leseprobe

2. BILD

HEDWIG: I hab des Haus mit meinen eigenen Händen erbaut! Mit diesen Händen da! Schaufel für Schaufel! Ziegel für Ziegel! Jeden Abend, jedes Wochenende, fünf Jahre lang, von 1950 bis 55! I hab - vom Kriegsende an - zehn Jahre in der Spinnerei auf Akkord gearbeitet, um dieses Haus zu finanzieren! I hab glebt von einer Schale Kaffee und einem Butterbrot am Tag! Und gwohnt zu der Zeit in einem Dreckloch von Bauernhaus, wo des halbe Dach eingfallen war, eiskalt im Winter, die Buben ständig krank. Und des alles für dieses Haus da! Für mein Haus!



Rezensionen

Uraufführung: 21.05.1998, Auftragswerk für das Landestheater Linz
Regie: Erwin Bigus

Mitterers Stärke zeigt sich … in der Charakterzeichnung, wobei er diesmal jede Schwarzweißmalerei vermeidet, sich nicht eindeutig auf eine Seite stellt.
Neues Volksblatt, 22.05.1998