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Kaiserverlag

Franziskus – Der Narr Gottes

Amateurtheater Freilicht
Besetzung: Große Besetzung
Rechte:
Frei zur ÖEA

Franz von Assisi, 1181 als Sohn reicher Eltern geboren, gerät während des Städtekrieges zwischen Perugia und Assisi in Gefangenschaft.
Ein Ereignis, das sein Leben radikal verändert: Er wendet sich Gott zu, entsagt allem Besitz und hilft den Armen und Kranken.
Was Franziskus lebt, begeistert andere: Gemeinsam mit zahlreichen Anhängern gründet er den später auch päpstlich anerkannten Orden der Minoriten. Franziskus stirbt 1226, seine Idee wird bis heute von seinen Brüdern weiter getragen.


Leseprobe

10.

RÄUBERHAUPTMANN: Seid ihr Pfaffen?
SILVESTRO: Sehen wir so aus?
RÄUBERHAUPTMANN: Nicht wirklich. Die Pfaffen haben alle Taschen; die sie sich vollstopfen.
Er gibt dem Räuber, der immer noch das Messer gegen Leo hält, ein Zeichen, dieser tritt zurück, steckt das Messer ein.
LEO: Sei froh, dass wir nichts besitzen.
RÄUBER: Wieso?
LEO: Sonst hätten wir auch Waffen, und du würdest bereits tot sein.
RÄUBER: Na, da haben wir ja doppelt Glück heute. Ihr büßt für unsere Sünden und umbringen tut ihr uns auch nicht! …
RÄUBERHAUPTMANN: Ihr seid ja ärmer als wir. Wie kommt das?
BERNARDO: Uns ist die Armut nicht so schwer wie den anderen Armen. Wir sind durch Gottes Gnade und Rat aus freiem Willen arm geworden. Das ist ein schönes Gefühl. Man fühlt sich frei, vollkommen frei.
RÄUBERHAUPTMANN: Tatsächlich? Na, wir sind jedenfalls nur vogelfrei. Ihr habt nicht ein Krümlein Brot bei euch?
LEO: Nein, leider.
RÄUBERHAUPTMANN: Seid ihr nicht zu fünft gewesen?
RÄUBER: Einer ist davongelaufen.
Francesco taucht auf. Er hat seine Kutte geschürzt und trägt darin eine Menge Steinpilze.
FRANCESCO: He, Brüder Diebe! Schaut, was ich gefunden habe!
RÄUBER: Jesus-Maria! Das sind ja prächtige Dinger!
FRANCESCO: Dort hinten sind noch viel mehr! ... Lasst uns ein Feuer machen!
RÄUBERHAUPTMANN: Ihr ladet uns zum Essen ein?
FRANCESCO: Ist doch genug da!
RÄUBERHAUPTMANN: Wir haben euch gerade überfallen.
FRANCESCO: Ich nehme an, der Hunger hat euch dazu getrieben.
RÄUBERHAUPTMANN: Ihr seid sehr ungewöhnliche Männer.
FRANCESCO: Gibt es etwas Schöneres als zu teilen?
RÄUBER: Wir sind Ausgestoßene. Mit denen teilt niemand.
FRANCESCO: Jesus hat gesagt: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
RÄUBERHAUPTMANN: Jesus? Der hat so was gesagt? Hab ich noch nie gehört.
FRANCESCO: Na, Zeit wird’s!



Rezensionen

Uraufführung: 2008, Volksschauspiele Ötigheim
Regie: Gerhard F. Brucker

Franz erscheint in der historisierenden Inszenierung sprachlich wie in seinem Verhalten, in seiner Auseinandersetzung mit Armut, Krieg und Islam, als eine ungemein heutige Figur.
Der Freitag, 20.06.2008