- Autor:
- Felix Mitterer
An einem austrocknenden Flussbett tobt ein grausamer Krieg. Der Präsident eines der beiden kriegführenden Länder, eine von ihm geschwängerte Frau, eine kahlgeschorene Kollaborateurin, ein olympischer Sportler und ein erschöpfter Elitesoldat bilden das eine Lager dieser Auseinandersetzung. Der Sportler wird als Spion enttarnt, entkommt der standrechtlichen Hinrichtung, wird aber von den gegenüberliegenden Truppen bei dem Versuch überzulaufen erschossen. Der kriegschürende Propaganda- und Vaterlandsgedichte ersinnende Präsident fordert den bedingungslosen Einsatz des martialischen Elitesoldaten, der ihn zu seinem komfortablen Bunker durch die Linien der Feinde in Sicherheit bringen soll. Doch dieses Unternehmen und die von ihm aufgrund des akuten Wassermangels angeordnete Erschießung der naiven Kollaborateurin werden durch eine unverhoffte Wende im Kriegsgeschehen hinfällig. Blutrünstige Krokodile fressen die Feinde in ihren Stellungen am Fluss. Der Sieg scheint gesichert, und ein Fest kann beginnen. Doch als die hungernden Bestien auch die Seite des Präsidenten unaufhaltsam erobern, wird diese Siegesfeier zu einem Fest der Krokodile.
Eine einprägsames Bild der Apokalypse, das einmal mehr die alles vernichtende Kraft kriegerischer Aggression sinnfällig macht.
Leseprobe
STEPHAN: Pfoten hoch! Alle Pfoten hoch!
Sie starren ihn alle nur an. Stephan schießt in die Luft.
STEPHAN: Na, wirds bald? Pfoten hoch, sonst seid ihr dran! Das sag ich euch mal ganz knallhart!
TINI: Mein Sohn!
EVA: Mein Bräutigam!
HUBERTUS: Gut Freund hier, Soldat, alle gut Freund!
ANDREAS: Komm, trink Kaffee mit uns, Kumpel!
STEPHAN: Zivilistenschweine, was? Drückeberger, was? Steh auf, du! Sonst hast du den Kolben in der Fresse! Das sag ich dir jetzt mal ganz knallhart!
ANDREAS: Na, jetzt hör mal, kennst du mich nicht? – Na? Schau mich an! Kennst mich bestimmt aus dem Fernsehen!
STEPHAN: Pfoten hoch, sonst erkennt dich deine Mutter nicht mehr!
STEPHAN: Und du steh auch auf! Vor mir hat niemand zu sitzen! So eine wie du schon gar nicht!
EVA: Mein Bräutigam!
STEPHAN: (zu Hubertus) Etappenschwein, was? (Schaut auf die Tassen.) Kaffee, was? Euch gehts ja nicht schlecht, was? (Stößt die Kaffeetassen vom Tisch, schaut Tini an.) Und du? Bankert im Bauch, was?
EVA: (geht plötzlich dazwischen) Nicht aufschneiden, bitte, nicht aufschneiden! Vergiss sie, jetzt hast du ja wieder mich!
Stephan schaut sie an, kennt sie nicht.
TINI: (schiebt Eva rüde weg, gibt Stephan eine Ohrfeige) Was erlaubst du dir, mein Sohn? Redet man so mit seiner Mutter?
Rezensionen
Uraufführung: 23.09.1994, Theater Schrille Stille, im Rahmen des internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Szene Bunte Wähne“
Regie: Elisabeth Makepeace-Vondrak
Deutsche Erstaufführung: 01.02.2002, Südostbayerisches Städtetheater, Landshut
Regie: Stefan Tilch
Die Apokalypse tropft slapstick-artig durch die Filtertüte der Groteske und als Essenz bleibt die Absurdität in einer erschreckend schillernden Gratwanderung zwischen Horror und Komik.
Straubinger Tagblatt, 21.02.2002
Man wird über diese Inszenierung lange sprechen. … Das ist schon ein starkes Stück.
Landshuter Zeitung, 04.02.2002