- Autor:
- Stéphane Bientz
- Originaltitel:
- [HÉMATOME(S)]
- Übersetzung:
- Aus dem Französischen: Wolfgang Barth
- Rechte:
- Frei zur UA
- Anmerkung:
- ab 8
Original-Verlag: Éditions Espaces 34, Les Matelles, France
Ausgezeichnet mit einem Schreibstipendium der Association Beaumarchais-SACD
Ausgezeichnet mit dem Artcena-Förderpreis für dramatisches Schreiben
Preisträger der Journées de Lyon des Auteurs de Théâtre 2018
Preisträger des E.A.T-Jugendpreises 2018
Das Stück handelt von Freundschaft, Rivalität und dem Ringen um Zuneigung dreier Kinder. Im Mittelpunkt steht die traumatisch belastete Beziehung Emas zu ihrem Vater. Mit Hilfe der Freunde kann Ema dem Gewaltverhältnis, das bildhaft deutlich, aber nie in realer, verletzender Ausführung gezeigt wird, entkommen und mit dessen Verarbeitung beginnen. Kleinere Kinder werden das Stück als spannendes Märchen erleben und typische Muster wiederfinden. Ältere Kinder und junge Erwachsene weisen vor ihrem Erfahrungshintergrund Bildern und Handlung eigene Bedeutungen zu und kommen zu einer anderen Lesart.
Die fantasievoll-poetische, dichte Metaphorik, der Rhythmus und vielschichtige Wortspiele versetzen das Publikum in eine bedeutungs- und wirkungsintensive, fesselnde Traumwelt. Die zaghafte Zuwendung der Kinder zueinander, Entstehung von Freundschaft und Liebe, Eifersucht, Streit und Zwist, Angst, Hoffnung, Bedrohung und deren Abwehr werden miterlebt. Dies führt zu Verständnis und spendet Trost: Alles wird gut werden. Die Welt mag kompliziert, bedrohlich und gefährlich verletzend sein. Das Leben kann aber gelingen und ist schön, wenn man nicht alleine bleibt. Kinder brauchen diesen Trost.
Leseprobe
TOM: Well well well. Hab ich dir schon gesagt, dass ich Englisch spreche?
Es ist ja nett, sich mit dir zu unterhalten, wirklich, aber dieses Gespräch hat mich jetzt erschöpft. Dich nicht? Er trinkt einen großen Schluck aus seiner Trinkflasche.
EMA: Ema.
TOM: Heißt du so?
EMA: Ema.
Tom geht auf sie zu und will ihr die Hand schütteln. Ema weicht nicht zurück, aber sie reicht ihm nicht die Hand. Tom sieht ein bisschen traurig aus. Dann kehrt er ihr achselzuckend den Rücken zu.
TOM: Meine Mutter hat mir früher mal erzählt, dass Mädchen sich oft ganz schön was einbilden. Da haben wir‘s! Ema fasst ihre Puppe fester.
EMA: Emas …
TOM: Ich weiß. Hast du schon gesagt.
EMA: Tatou.
TOM: Was heißt Tattoo? Ich hab kein Tattoo. Die Vögel sind nicht mehr da, sie singen nicht mehr und das ist schlimm. Hörst du mir überhaupt zu?
EMA: Meine Puppe heißt Tatou, Tom, Tatou.