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Kaiserverlag

Du bleibst bei mir

Stück für drei Gerechte unter den Völkern
Profitheater Dramatik, Zeitstücke Modernes und traditionelles Volkstheater
Besetzung: 6D / 1H / Simultanbühne
Rechte:
Frei zur DEA

Dorothea Neff kommt 1939 an das Deutsche Volkstheater in Wien. Hier wird sie zu einer der legendären Schauspielerinnen ihrer Zeit und spielt trotz fortschreitender Erblindung alle großen Charakterrollen.
Sie rettet in dieser Zeit aber auch der Jüdin Lilli Wolff das Leben. Sie versteckt ihre Freundin ungeachtet der steten Bedrohung durch die Nazis und der fortschreitenden Erkrankung von Lilli und der eigenen Erblindung jahrelang als U-Boot in ihrer Wohnung.
Dorothea Neff wird später von Yad Vashem für ihren Mut als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Felix Mitterer setzt mit diesem Stück der Schauspielerin und Lebensretterin ein gerechtes und überzeugendes Denkmal.

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Leseprobe

5.

LILLI: Ich bekomm Probleme, wenn ich nicht pünktlich in der Sammelwohnung bin? Ich bekomm Probleme? - Morgen um fünf Uhr in der Früh erfolgt meine Deportation! Im Viehwaggon! Und du stehst am Abend auf der Bühne des Volkstheaters und wirst vom Publikum bejubelt! Von all den Wiener Nazischweinen! Nazischweine auf der Bühne und Nazischweine im Publikum! Und die Judenschickse dampft währenddessen ab in den Osten!
DOROTHEA: Mach mir mein Theater nicht schlecht, ja?! Die Nazis sind da drüben, in der Burg!
LILLI: Ja, ist ja gut.
Dorothea kniet sich hin, wiegt ab, packt weiter ein, beginnt zu weinen. Lilli bemerkt das, geht hin, kniet sich zu Dorothea.
LILLI: Warum weinst du denn?
Dorothea antwortet nicht, packt weiter ein. Lilli umarmt sie.
LILLI: Mach dir keine Sorgen, ich schlag mich schon durch. Ich bekomm bestimmt auch dort Aufträge. Nazibonzen gibts überall. Und alle haben sie Gattinnen. Ich komm ja zurück, hörst du?
Dorothea sinkt weinend zusammen.
LILLI: Ich muss jetzt wirklich...
Lilli holt ihren Wintermantel, zieht ihn an, man sieht den angenähten gelben Judenstern. Sie geht zum Koffer, kniet sich hin, wirft alles hinein, schließt den Koffer, umarmt Dorothea, küsst sie.
LILLI: Leb wohl, Dorothea. Ich schreib dir.
Lilli nimmt den Koffer, geht Richtung Ausgang.
DOROTHEA: Lilli! So warte doch!
Der schlecht geschlossene Kofferdeckel öffnet sich, der Inhalt fällt zu Boden, Lilli kniet sich nieder, stopft alles wieder in den Koffer. Dorothea kommt zu ihr, kniet sich bei Lilli nieder, nimmt fast gewaltsam die Hände von Lilli, dreht Lilli zu sich, schaut sie an.
DOROTHEA: Du gehst nicht weg. Du bleibst bei mir.
Lilli starrt sie an.
DOROTHEA: Du bleibst bei mir. Jetzt und für immer.



Rezensionen

Uraufführung: 09.09.2011, Auftragswerk für das Volkstheater Wien
Regie: Michael Sturminger

Es ist ein eindrucksvolles Stück Dokumentartheater und Ausdruck tiefen Respekts vor einer ungewöhnlichen Frau ... Eine große Liebe wird geschildert, mit Höhenflügen und Abstürzen. Aber Felix Mitterer kocht keinen Gefühlsbrei, sondern hält Balance. Er wird sowohl den Notwendigkeiten des Theaters als auch dem Thema gerecht.
Salzburger Nachrichten, 12.9.2011