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Kaiserverlag

Drachendurst oder Der rostige Ritter oder Schwarz und Weiß, Geld und Brot, Leben und Tod

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 4D / 7H / 5DEK
Typ:
Stück aus der Zauberwelt

Der Drache, der arme Jungfrauen mit Gold in die Ehe lockt, ihnen das Blut aussaugt, das Herz herausreißt und sie an den Menschenfresser Jocherer verfüttern lässt, wird in seiner Gewohnheit des Stillens seines Blutdurstes empfindlich gestört, als der junge Drachentöter Niklas ihm voll Tatendrang und ritterlich-naivem Mut zu Leibe rückt. Doch in dem wütenden Kampf unterliegt der rostige Ritter und nur der aufopferungsvolle Einsatz und die Fürbitte der holden Jungfrau Martha retten sein Leben.
In Liebe zu Martha entbrannt, kennt Niklas nur noch ein Ziel: Die Befreiung der Geliebten aus den Klauen des Ungeheuers. Doch in Gesellschaft mit einem erblindeten Knappen und einem nur sporadisch erfolgreichen Zauberer scheint die Erfüllung seiner Wünsche weiter denn je. Als Niklas im Kampf mit dem Menschenfresser unterliegt und dieser die Jungfrau verspeist, kann nur ein Wunder der Hirschkuh sie wieder zum Leben erwecken.
In einem letzten, kräftezehrenden Kampf der verfeindeten Mächte und der elementaren Gegensätze gewinnt die Lichtgestalt der Zauberfee gegen die dunkle Macht des Zauberfürsten. Sein Tod und seine Wiedergeburt sind Ende und Anfang einer unendlichen Auseinandersetzung zwischen dem Guten und dem Bösen, ein immertobender Kampf menschlichen Seins.


Leseprobe

2. BILD

NORG: Jetzt hat er euch, hat er euch aber drangekriegt, mein großer Herr, der Drache! Das ist nämlich einer, der allerweil lügt, und macht ganz schreckliche Sachen! Alle vierundzwanzig Tag, da braucht er ein neues Weib, das alte stirbt ihm vor Grausen! Die Kälte, die fährt ihr in den Leib, der Jocherer kriegts dann zum Schmausen! Das gleiche, das wird jetzt der Martha passieren, ihr Leben ist schon bald vorbei! Und euch wird dann der Hunger sekkieren, denn das Gold war nur Gaukelei.
(Der Norg kichert, schaut sich um, hüpft mit einem Jauchzer zum toten Vater hinüber, setzt sich auf dessen Brust, beginnt zu drücken, stöhnt dabei lustvoll.)
MUTTER: Weg! Weg!
NORG: Oh, verfluchter Dreck! Der ist ja kalt! Und ich tät so gern drücken!
MUTTER: Weg!
NORG: Holla! Nicht so wild, Frau! Ich bin der Norg, ich muss drücken!
(Er stürzt sich auf ein Kind, legt es um, setzt sich auf die Brust, drückt. Die anderen Kinder stehen stumm und verschreckt.)
MUTTER: Weg, du Sauvieh!
(Sie will ihn wegzerren, er klammert sich an das Kind, sie holt ein Küchenmesser und geht damit auf den Norg los, er bemerkt es.)
NORG: Messer spring! (Das Messer springt der Mutter aus der Hand, er reckt die Finger.) Fleisch steh still, solang ich will! (Die Mutter verharrt bewegungslos, der Norg beginnt wieder das Kind zu drücken, er singt.) Schlaf, Kindl, schlaf ein, auf dir sitzt der Norg, der hats fein. Und träumst du auch ganz wüste Sachen, ich muss es tun, was soll ich machen. Schlaf, Kindl, schlaf ein.



Rezensionen

Uraufführung: 07.08.1986, Tiroler Volksschauspiele Telfs
Regie: Kurt Weinzierl und Anton Prestele

Tirolerische Horror Picture Show entfesselt Urschrei und Spieltrieb.
Ein tolles Spektakel, bunt, lärmend und gewalttätig …
Neue Tiroler Zeitung, 09.08.1986

Ritterschweiß, Drachenblut und Koboltwut
Phantastisches Mitterer-Märchen
Tiroler Tageszeitung, 9./10.08.1986