Dorflesung, Die

Hier wird eine amüsante Geschichte dargebracht, wie ein Schriftsteller – „urban und intellektuell“ – beherzt und entschlossen versucht, in einer Dorfgemeinde eine Lesung seiner Bücher zu organisieren.

Leseprobe

Ja, in der Tat, ich bin Literat!
Ich liebe es, mit Wörtern und Bedeutungen zu spielen, aber auch mit Figuren, mit Dramaturgien, mit Erzählperspektiven.
Ich kann der Autor sein, der erzählt. Ich kann die Figur sein, die ihre Geschichte erzählt.
Ich kann die Figur sein, die einer anderen Figur die Geschichte einer dritten Figur erzählt.
Ich kann der Autor sein, der erzählt, wie er einen zweiten Autor trifft, der ihm wiederum dessen Roman erzählt,
in dem erzählt wird, wie der erste Autor wiederum seinen Roman niederschreibt – wenn Sie wissen, was ich meine.
Es klingt etwas konstruiert, ich gebe es zu. Aber die Kritiker schätzen solche verworrenen Konstruktionen.
Eine kunstreiche Reflexion über den schwierigen Akt des Schreibens nennen sie das.
Wenn man das Schreiben so schwierig findet, dann soll man es besser bleiben lassen, das ist meine Meinung.
Kaum sitze ich an meinem Laptop, so fliegt mir schon die Inspiration wie auf Engelsschwingen zu.
Gottgegebenes Talent eben, nicht mühselig in einer Schreibwerkstatt erworbene Fertigkeit.