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Kaiserverlag

Brüderlein fein

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 4D / 5H / Simultanbühne
Rechte:
Frei zur DEA

Felix Mitterer erfasst diesen österreichischen Schauspieler und Dramatiker in all seiner Komplexität, Tragik und Komik. Das Leben Ferdinand Raimunds war Drama, Groteske, Farce und Theater an sich. Darüber ein Theaterstück zu schreiben, im dem dieser große Theatermann selbst zum Hauptdarsteller wird, ist nahezu eine Verpflichtung.
Felix Mitter tut dies wie immer mit großer Liebe und Respekt vor seinen Hauptfiguren, aber auch – und wie sollte es bei Raimund anders sein – mit einer gehörigen Portion scharfsichtigem Humor.


Leseprobe

RAIMUND: Gnädige Frau, ich wollte mehrmals bei Ihrem Gatten und bei Ihnen vorsprechen, aber ich wurde leider nie vorgelassen.
MUTTER WAGNER: Ja, warum wohl, ha?
RAIMUND: Warum, gnädige Frau?
MUTTER WAGNER: WeilS a Kasperl sein! Weil die Schauspieler untreue Menschen sein! Zamm, auseinand, zamm, auseinand, des hört bei euch nie auf! Mir sein rechtschaffene Bürger vom Grund, schlagnS Ihna unsere Tochter ausn Kopf!
DIENSTMANN: (unter der Last stöhnend) Gnä Frau!
MUTTER WAGNER: HamS mi verstanden?
RAIMUND: Ich kann nicht von der Antonie lassen. Ich liebe sie.
MUTTER WAGNER: Liebe! Liebe gibt’s überhaupt ned! Des is a Einbüldung von euch Komödianten. Des lernts ihr aus eure blödsinnigen Theaterstückeln! Glauben Sie, i hab mein Ignaz aus Liebe gheirat? I hab ihn gheirat, weil ihm da an der Schlagbrucken des zweitgrößte Kaffeehaus von Wien ghört! Und jetzt hamma im Prater überhaupts des größte Kaffeehaus von Wien! Er schafft dort an, i schaff da an! So ghört si des! Und bei der Toni werds genauso sein. Die Toni heiratet an Mann, der was mitbringt! (Macht mit zwei Fingern das Zeichen des Geldes.) Und kaan Hungerleider vom Theater! - Mach des Fenster zua, Toni, und verschwind hinter die Budel! Hast mi ghört?



Rezensionen

Uraufführung: 11.07.2019, Auftragswerk Raimundspiele Gutenstein
Regie: Nicole Claudia Weber

Eine Uraufführung, geschrieben von Felix Mitterer, dem großen Kenner des menschlichen Seelenlebens. „Brüderlein fein“: ein biografischer Bilderbogen, über das Leben Raimunds, über seine Liebe, seine Stücke, sein Theater. Mitterer erzählt die Geschichte eines Einsamen, Angsterfüllten, Flüchtenden und Unglücklichen.
All das, was Mitterer an Zeitpanoptikum, an Volkstheater-Assoziationen und -Farben, an Liebesgeschichten dazupackt, dient dazu, dem Dichter in die Seele zu schauen. Im Grunde ist „Brüderlein fein“ ein tieftrauriges Stück – ein Abbild eines tieftraurigen Menschen, gefährdeten Hypochonders und Selbstmörders, auch wenn es mitunter heiter und fidel zugehen kann. Mitterer ist ein großer Wurf gelungen: So berührend und plastisch, so wahr und ohne jede Spielerei ist dieses Stück, ohne Show und ohne Ballast.
Kronen Zeitung, 19.07.2019