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Kaiserverlag

Abraham

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 2D / 8H / 6DEK / / Stat
Typ:
Stück in drei Akten

Auf einem Faschingsfest wird die bis dahin verborgen gelebte Homosexualität des jungen Architekten Peter offensichtlich, als sich die verführerische Catwoman, die er in der Herrentoilette küsst, in Anwesenheit von Peters Vater, dessen Mitarbeiter und des Pfarrers als verkleideter Mann mit Namen Georg entpuppt.
Die Versuche des um seine Reputation fürchtenden Vaters, Peter nach seinen Vorstellungen zu formen, aus ihm einen Enkel erzeugenden Ehemann zu machen, scheitern, und es kommt zum endgültigen Bruch. Peter, der in die Stadt zu Georg gezogen ist, erkrankt selbst, nachdem er den aidsinfizierten Freund bis zu seinem Tod pflegte.
Enterbt und als Bettler vegetierend, fristet Peter fortan sein Dasein. Ausgestoßen von der kirchlichen und dörflichen Gemeinschaft hält er sich schwerkrank auf einer Müllhalde verborgen. Hier kommt es zu einer letzten, alttestamentarischen, tödlichen Begegnung zwischen Vater und Sohn.
Ein brisantes und aktuelles Stück, das den selbstzerstörerischen Konflikt Homosexueller mit der Erziehung, mit gesellschaftlichen und besonders den intoleranten, bigotten, kirchlichen Normen sensibel vermittelt.


Leseprobe

1. WOHNZIMMER MAX (LAND)

PETER: Die Bibel hab i glesen, Herr Pfarrer! Zweites Buch Samuel, erstes Kapitel, Vers sechsundzwanzig, David klagt um Jonathan: „ Über alles lieb warst du mir. Wunderbar war mir deine Liebe. Mehr als Frauenliebe!“
PFARRER: Schau dir den an! Ja, gibs denn so was? Des is ja ein Bibelforscher! – Mein lieber junger Mann, da kann i dir gleich zehn andere Stellen nennen, wenn du des gern haben möchtest!
PETER: Nein, danke! Kann i verzichten! Kommt immer drauf an, wie mans auslegt!
PFARRER: Die einzige richtige Auslegung in dieser Sache, mein Sohn, kommt von Gott!
PETER: So? Und was sagt Gott?
PFARRER: Gott sagt Aids! Hast du mich verstanden? Gott sagt Aids! Das ist seine Antwort auf die Homosexualität! Ein winzig kleiner Virus, die neue Pest, die neue Geißel Gottes, die euch straft! Aber nicht nur euch! Gott straft uns alle! Sogar die Frauen habt ihr schon angesteckt! Die Kinder! Die unschuldigen Kinder! Ihr, die Homosexuellen, seid schuld an dieser neuen Pest, die sich ausbreitet über die ganze Welt! Weil wir euch zu lange geduldet haben! Weil wir modern sein wollten! Liberal! Was will Gott sagen? Vernichtet die Homosexuellen, sagt er! Wenn ihr das nicht tut, werdet ihr alle, wird die ganze Welt, wird das ganze Menschengeschlecht an dieser Pest zugrunde gehen!



Rezensionen

Uraufführung: 23.09.1993, Landestheater Linz, im Rahmen des Festivals der Regionen zum Thema „Das Fremde“ als Auftragswerk an den Kammerspielen
Regie: Erwin Bigus

Sensationeller Uraufführungserfolg … Dieses Stück geht zu Herzen.
OÖ Nachrichten, 25.09.1993

… nicht endenwollender Beifall …
Neues Volksblatt, 25.09.1993