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Kaiserverlag

Abgeschirmt

Profitheater Baltikum bis Balkan
Besetzung: 4D / 5H / Simultanbühne
Übersetzung:
Aus dem Litauischen von Claudia Sinnig
Rechte:
Frei zur UA

Das Jahr 2033: Im Rahmen eines militärischen Experiments wurde vor zwanzig Jahren ein Schirm über Litauen gestülpt, der das Land seither komplett von der Außenwelt isoliert. In fünf Jahren soll das Experiment beendet werden. Um bis dahin Informationen über den Zustand des abgeschirmten Landes zu gewinnen, wird ein Geheimagent eingeschleust. Dieser Agent ist Konstantin, ein junger Litauer, der sich ausgerechnet zum Zeitpunkt der Errichtung des Schirms auf einem Schüleraustausch in Deutschland befand und seitdem dort lebt. Konstantin „deutsche“ Identität erfährt nach Betreten des abgeschirmten Landes einen Wandel. Er trifft dort seinen alten Freund Onkel Thomas – einen Ex- Emigranten, der nun eine Revolution plant, und verliebt sich in Olveiga, eine Abgeschirmte. Konstantin beschließt, seine Mission abzubrechen und ein neues Leben zu beginnen – als Außenminister der neuen, abgeschirmten Regierung. Deren Botschaft an die Außenwelt lautet schlicht: „Lasst uns in Ruhe!“ „Abgeschirmt“ ist eine groteske und düstere Zukunftsvision. Es thematisiert die Ängste einer kleinen Nation, die immer der Willkür großer Nationen ausgeliefert war und wohl auch in Zukunft sein wird.


Leseprobe

O.T.: Der Schirm ist ein militärisches Objekt. Und wo Militärs eine Sache regeln, da ist die Wahrheit im Arsch. Sie fabrizieren Trümmer und Leichen, die dann besser stinken als dieser Landsmann hier (sieht auf den Vogel). Denn was in die Hände von Militärs fällt, hat wenig Hoffnung, dass Mathilda Bothe mit den dicken Titten etwas davon erfährt. Hat sie Dir gegenüber zum Beispiel die Schläge erwähnt?
K.: Was für Schläge?
O.T.: Naja, überhaupt irgendwelche.
K.: Ich weiß nicht. Hab nicht drauf geachtet.
O.T.: Aber hat sie Dir auch folgendes zitiert:„Ein Donner wird aufkommen und niemand mehr wissen, wohin die Vögel verschwanden -- sieh nicht zum Himmel, der Himmel sucht sich seinen Toten.“ ?
Pause
K.: Goethe?
O.T.: Was ist denn das für eine Stadt... Kaum ist es gedichtet, wird es gleich Goethe zugeschrieben. Nein, Konstantin, es sind Schläge, die sich vom Schirm per Morse-Alphabet ausbreiten. Und mit ebensolchen Texten. Ich habe selbst vor kurzem erst davon erfahren. Und glaube mir, nicht von Mathilda Bothe.