- Autor:
- Robert Mohor
- Rechte:
- Frei zur UA
Karl Johann Waser ist ein Kindermörder. Er hat drei kleine Mädchen auf bestialische Weise umgebracht. Dafür hat er lebenslänglich bekommen.
Doch es geht ein Rechtsruck durch die Politik in seinem kleinen Land mitten in Europa: Die Todesstrafe wird wieder eingeführt und Waser, ebenfalls eigentlich ein strammer Anhänger populistischer Überzeugungen, wird nachträglich zum Tode verurteilt.
Eine junge Anwältin versucht intensiv das Urteil mit allen zur Verfügung stehenden Mittel abzuwenden. Doch Waser wird zusehends psychotischer. Er erhält immer öfter Besuch von einem obskuren Wärter, der bei ihm in der Zelle ein- und ausgeht und ihn davon überzeugen will, Selbstmord zu begehen. Waser weiß nun, dass dieser Wärter sein zweites grausames Ich ist, dem er die Schuld an den Morden geben kann.
Das tatsächliche Ende dieses Stücks ist so überraschend wie genial und stellt die Wahrnehmung völlig auf den Kopf. Es zu verraten, wäre ebenfalls ein kapitales Verbrechen …
Leseprobe
UNIFORMIERTER
Sehen Sie denn nicht, was man aus
ihnen gemacht hat? Ein Tier, das
eingesperrt auf seinen Tod wartet.
Wie ein Schwein, dass keine andere
Bestimmung hat in seinem Leben als
zu sterben.
GEFANGENER
Du bist nicht nur ein Arschloch, du
bist auch komplett gaga. - Was
macht es für einen Unterschied, ob
ich mich von denen umbringen lasse,
oder ob ich mich selbst umbringe?
Ha?
UNIFORMIERTER
Es ist die Qualität, Karl, worum es
hier geht. Der letzte Rest von
Selbstbestimmung der Ihnen als
Mensch bleibt. Den Ort und
Zeitpunkt seines Todes selbst zu
wählen, das ist Freiheit, Karl. Und
nur das!
GEFANGENER
Blöd nur, das ich diese Freiheit
nicht mehr habe. Und so wie es
aussieht du auch nicht, wie?
UNIFORMIERTER
Zugegeben, niemand ist vollkommen.
GEFANGENER
Soviel zu deiner Macht.
UNIFORMIERTER
Unterschätzen Sie mich nicht Karl.
Wenn ich will, hol ich Sie hier
heraus!
GEFANGENER
Du kannst mich hier heraus...?