Zwei glorreiche Komödianten

Hätte er bloß nicht mit der Butter geschmissen!
Komiker Max Blume und sein Gagschreiber Bernie Lenz waren schon immer Streithähne, sie waren aber auch ein geniales Erfolgsgespann – bis zu jenem verhängnisvollen Frühstück.
Bernie zog sich beleidigt zurück, und mit Max ging es abwärts. Er mußte seine Villa vermieten, haust am leeren Pool und liegt im Clinch mit dem Finanzamt. Soeben hat er ein Honorar als Ausgabe von der Steuer abgesetzt, das er Bernie für einen komischen Text gezahlt haben will.
Das Problem: Weder Text noch Geld hat es je gegeben. Dafür ist Bernie nun ebenfalls im Visier der Steuerbehörde! Wutentbrannt reist er bei Max an. Die Haßfreundschaft der beiden kommt gerade auf Touren, als die gefürchtete Finanzbeamtin Rita Koschwitz hereinplatzt. Rasch gibt Max sich als Bernie aus, Bernie gibt sich als Max aus, jeder lügt den anderen von einer Klemme in die nächste, doch es hilft nichts: Rita will den komischen Text sehen.
Die Streithähne müssen sich zusammenraufen, um ihn tatsächlich zu schreiben – was nicht ohne König Dennis, einen Hexenschuß, Lachyoga, blaue Zähne, Ritas schusselige Zwillingsschwester Gabi und ein glorreiches Finale abgeht.

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Leseprobe

2. Akt, 4. Szene

BERNY (er deutet auf den Schreibtisch) Los, ab an die Schreibmaschine. … Sag mal, ist das immer noch das alte Klapperding?

MAX Ja, wieso?

BERNY (seufzt) Schon ok, ist immer noch besser als Tipp-Ex auf dem Bildschirm. (er geht auf und ab; laut denkend) Wir sind also im finsteren Mittelalter.

MAX (ist hinter die Schreibmaschine geflitzt, spannt ein Blatt ein. Das folgende zügig, in angeregtem Hin und Her)

MAX Was soll ich schreiben?

BERNY Exposé Max der Knappe.

Max (tippt) Exposé … Max der Knappe. (das Tippgeräusch kommt am besten von einem Sampler, so daß Max nur die Hände über den Tasten bewegen muß)

BERNY Was haben wir also? Wir haben einen König, Schwerter, Streitrösser, junge Ritter mit großen Lanzen …

MAX (tippt) … Streitrösser … (eifrig) Du, ich kann die Lanzen streichen.

BERNY (süffisant) Nein, die lassen wir stehen. Ist doch ganz dein Humor. (er sinniert weiter) Mittelalter, Mittelalter, Mittelalter … Inquisition, Kerker, Folterknechte, Beulenpest …

MAX (tippt) Alles nicht so witzig, oder?

BERNY Doch doch. Wir brauchen nur den richtigen König. (er schnippt mit dem Finger) Schreib: seine Majestät König Dennis der Dicke.

MAX (tippt ratternd)

BERNY Dennis der Dicke frißt den ganzen Tag Currywurst mit Pommes.

MAX (säuerlich) Im Mittelalter?

BERNY Machen wir Geschichtsunterricht oder Comedy? (er diktiert zügig zum Geräusch der Schreibmaschine und zugleich so, daß ihm die Einfälle erkennbar beim Reden kommen) Der König hat natürlich immer seine Krone auf. Und dazu trägt er Zepter und Reichsapfel. (er hebt imaginäre Insignien)

MAX Dann hat er ja nie eine Hand frei.

BERNY Guter Einwand. Wenn er Steuern eintreibt, muß er bei ja den Untertanen an der Tür klingeln. Warte … ich weiß: Er klemmt das Zepter zwischen die Beine. (er geht einige Schritte mit „eingeklemmtem Zepter“, klingelt an einer imaginären Tür) Brrring! (er hält die Hand auf) Mein lieber Götz von Berlichingen, das macht heute zwei Gulden sechzig – und nicht wieder diese Kraftausdrücke.

MAX Langsam, nicht so schnell! (er tippt, spannt ein neues Blatt ein)

BERNY Die Königin heißt … Lycra! Die zieht dem König die Steuern gleich wieder aus der Tasche und kauft den jungen Rittern enge Strumpfhosen dafür. Wenn sie nicht gerade mit Karl dem Großen fremdgeht.

MAX Und was macht der Knappe? Hilft er Karl dem Großen in den Sattel?

BERNY Nein, Max hat mit seiner eigenen Gattin zu tun. Die schwärmt für Fürstenhäuser, Filmstars und Diätzeitschriften und heißt …

MAX Jaqueline!

BERNY Perfekt!

MAX Was ist mit ner Schwiegermutter? Faltig, bissig, boshaft?

BERNY Sehr gut! Voll das Klischee. Deine Schwiegermutter reibt dir ständig unter die Nase, daß du es nur bis zum Knappen gebracht hast, wo doch ihr seliger Gatte des Königs zweiter Steigbügelhalter war.

MAX (tippt) … Steigbügelhalter.

BERNY Jetzt brauchen wir noch einen Rebellen. Den nennen wir Robin.

MAX Der nimmts den Reichen und gibt’s den Armen?

BERNY Nein, der kämpft für ein Kopftuchverbot.

MAX Ein Rassist?!

BERNY Damenfrisör! Kopftuch ruiniert jedes Hairstyling.

MAX (tippt, spannt ein neues Blatt ein) Ok, das hab ich. Jetzt fehlt noch der Folterknecht.

BERNY Richtig. Da nehmen wir … Onkel Rudi. Rudi ist vereidigter Scherge und Scharfrichter im öffentlichen Dienst: Publikumsverkehr Dienstags und Donnerstags von neun bis zwölf, Enthauptungen nur gegen Entrichtungsnachweis der Bearbeitungsgebühr.

MAX (tippt) … gebühr.

BERNY So. Nehmen wir mal an, Dennis der Dicke, Kaiser Nero, Montezuma und Augustinus treffen sich am Kiosk …

MAX August wer?!

BERNY Augustinus, Begründer der christlichen Philosophie.

MAX (tippt) … Begründer der …

BERNY (schaut Max über die Schulter) Halt, stop! Philosophie ist zu hochgestochen. Außerdem – so wie du Viel-loso-vieh schreibst, denkt jeder an Massentierhaltung. Streich das. Wir gehen in die Vollen und nehmen Jesus.

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