- Autor:
- Veronica Buchecker
- Rechte:
- Frei zur DEA
Fünf Personen in fünf Szenen. Unterschiedliche Situationen, die eines gemeinsam haben: Sie stellen die Protagonisten vor (außer)gewöhnliche Herausforderungen. Sie werden mit Ängsten, Trauer, Hoffnungslosigkeit oder Vorurteilen konfrontiert und nehmen die Zuschauer mit auf eine Reise voller Emotionen, Abgründe und Lichtblicke.
Uraufführung am 22.4.2016 in der Theatercouch, Wien
Leseprobe
THERAPEUTIN Und warum haben Sie ihn dort stehen gelassen?
VATER Ich habe ihn dort nicht einfach so stehen gelassen! Ich wollte etwas besorgen und da wäre mir der Rollstuhl nun mal im Weg gewesen und deshalb habe ich Patrick „geparkt“.
PATRICK Das hast du mir aber nicht gesagt. Ich dachte du lässt mich dort für immer alleine.
VATER Spinn doch nicht.
THERAPEUTIN Aber können Sie den Gedanken von Patrick nicht nachvollziehen?
VATER Nein, kann ich nicht. So ein Unsinn, zu glauben, der eigene Vater würde einen irgendwo aussetzen wollen.
THERAPEUTIN Aber woher kommt dann Patricks Angst?
VATER Woher soll ich das wissen? Ihm ging es doch immer gut und nun muss ich hier sitzen und mir vorwerfen lassen, ich sei ein schlechter Vater.
THERAPEUTIN Das wirft Ihnen niemand vor.
VATER Und warum sitze ich dann hier? Zu Patrick Sag schon, warum sitzen wir hier?
PATRICK Du bist nicht immer nett zu mir.
VATER Du fantasierst. Es geht dir sehr gut, du hast Essen, ein Bett, alle Medikamente die du brauchst, du hast Kleidung. Nicht jedem geht es so gut wie dir.
PATRICK Trotzdem bist du manchmal so hart, so gemein.
THERAPEUTIN Wie meinst du das, Patrick?
PATRICK Papa schreit oft, obwohl ich nichts tue oder er redet stundenlang nichts mit mir.
VATER Verzeihung, ich wusste nicht, dass ich dazu da bin, dich ständig zu unterhalten.
PATRICK Außerdem will er mich gar nicht bei sich haben.
THERAPEUTIN Aber wie kommst du denn darauf?
PATRICK Mama sagt das.
VATER Deine Mutter lassen wir da mal raus, weil die ist ja an dem ganzen Elend hier eigentlich schuld.
THERAPEUTIN Können Sie das konkretisieren?
VATER Kann ich nicht.
THERAPEUTIN Sie erheben aber ziemliche Vorwürfe, die müssen doch von irgendwoher kommen.
VATER Ich habe nur laut gedacht.
THERAPEUTIN Dann bitte ich Sie, weiterhin laut zu denken. Dafür sind Sie beide doch hier, um über unausgesprochene Dinge zu reden. Dies könnte Ihnen dabei helfen, eine bessere Beziehung zueinander aufzubauen.
VATER Es passt doch alles. Warum soll hier irgendetwas aufgebaut werden?