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Kaiserverlag
Besetzung: 2D / 4H / 1DEK
Originaltitel:
Miatyák
Übersetzung:
Deutsch von Zoltán Deme
Typ:
Komödie in zwei Teilen

Der Müller kommt aus dem Gefängnis nach Hause zu seiner Familie und einer Mühle, deren Windrad seit Jahren kein Lufthauch mehr bewegt hat. Als er in der Morgendämmerung an das Tor pocht und um Einlass bittet, erscheint ein Müller am Fenster, der partout nicht von der Behauptung abzubringen ist, dass er der Müller sei. Nun versuchen beide den jeweils anderen in nimmermüden Argumentationsketten und Beweisen von der Daseins- und Anspruchsberechtigung ihrer Person zu überzeugen. Doch zu ihrem Entsetzen gleichen sich ihre Erinnerungen, Erlebnisse und sogar Gedanken bis ins Detail. Ihre Existenz scheint identisch zu sein, und auch die herbeigeeilte Müllerin vermag die beiden nicht zu unterscheiden. Auch ihre Erklärung, dass jeweils einer der Müller immer in ihrer Fantasie lebte, während sie mit dem anderen zusammenleben musste, bis sie dessen Anwesenheit nicht mehr ertragen konnte und ihn gegen den Müller ihrer Vorstellung eintauschte, vermag nur bedingt die verwirrende Anwesenheit beider Männer zu erklären. Und auch den Kindern gelingt keine Lösung des Konflikts, wer denn nun ihr Vater sei, da ihr Vaterbild jeweils ein anderes ist.
Das vermeintlich Reale fächert sich in eine verwirrende Vielfalt der Wahrnehmungen, Identitäten, Träume und die Frage nach einem göttlichen Übervater auf. Selbst der Mord an einem reisenden Kornhändler, den letztendlich alle Familienmitglieder auf dem Gewissen zu haben glauben, entpuppt sich trotz der erdrückenden Beweise und scheinbaren Klarheit der Erinnerungen an die Tat zu einem Trugschluss. Oder ist der Trugschluss letztendlich auch nur ein Trugschluss?
In György Schwajdas Theaterstück gerät das scheinbar Gesicherte der Wahrnehmung und Existenz in eine Zwischenwelt der Imagination und Verunsicherung. Das Bewusstsein einer als unumstößlich angenommenen Identität löst sich in ein großes Nichts auf, in dem die Frage und die Suche nach eben dieser Identität zu einem Paradigma menschlicher Existenz wird.
Dies alles gelingt dem ungarischen Autor mit der Leichtigkeit einer anspruchsvollen Komödie, die in einer wunderbaren Mischung aus Spannung und gedanklicher Akrobatik anregend zu unterhalten vermag.