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Kaiserverlag

Turkish Delight

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 1D / 1H / 1DEK
Rechte:
Frei zur DEA

Der Kebab-Imbiss-Besitzer Ferhad lebt seit seiner Kindheit in einem deutschsprachigen Land. Seine Eltern kamen als Gastarbeiter, waren aber niemals in der Lage, sich zu assimilieren. Die schreckliche und unglückliche Kindheit zwischen den kulturellen Identitäten hat Ferhad niemals vergessen. Er versucht, für seine Kinder alles besser zu machen und ihnen ein Leben zu ermöglichen, das er nie hatte.
Als seine Tochter Karin vom Besuch bei der Großmutter in der Türkei zurückkehrt, ist nichts mehr wie vorher. Sie möchte nur noch Eslem genannt werden, plant eine Koranschule zu besuchen, hat sich von ihrem Freund getrennt und trägt nun Kopftuch.
An ihr manifestiert sich die Frage, warum Zweit- oder Drittgenerationen von Migranten nicht automatisch die neue Heimat als die ihre wahrnehmen. Aus der Suche nach Tradition, Halt und Identität gleitet die ehemals moderne Karin Eslem zusehends in tradierte Lebensformen zurück.


Leseprobe

DAS KOPFTUCH

FERHAD: Karin! Ich flehe dich an! Deine Mutter und ich, wir haben dafür gekämpft, dass ihr hier sein könnt, in diesem Land. Ich konnte nie wirklich Fuß fassen, aber du, du sollst Fuß fassen, du –
ESLEM: Was habe ich mich geschämt, Türkin zu sein! Das hast du erreicht, das hast du mir eingeimpft, Türkin sein ist scheiße, mit diesem Gefühl bin ich aufgewachsen –
FERHAD: Du – wie?
ESLEM: Lass mich ausreden! Jawohl, Türkin zu sein war scheiße, Schweizer sollten wir sein.
Geht es aber in deinen Schädel, dass ich auch keine Schweizerin bin? Ich bin es nicht! Ich bin nichts! Nichts!
Gottverdammte Scheiße, Allah, vergib mir, aber mir kamen die Tränen, als der Muezzin zum Gebet rief. Die Tränen.
FERHAD: Nichts weißt du! Nichts! Nichts!
ESLEM: Doch, ich weiß. Dann ist wenigstens etwas an seinem Platz in meinem Leben!