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Kaiserverlag

Sumpf, Der

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 1D / 2H / 1DEK
Rechte:
Frei zur UA

Mobert und Ricky sind Sinnsuchende in einer gottverlassenen, abendländischen Zivilisation, in der die Landschaft zur Ruine geworden ist. Sie begeben sich auf einen Marsch in sumpfiges Gelände, um dort zu anderen Menschen zu werden. Sie begegnen auf ihrer Unternehmung der sonderbaren Gabi, die im Moor zu leben scheint. Auf sie werden sie ihre Ängste und Psychosen projizieren.
Mobert und Ricky sind Verwandte von Estragon und Wladimir, sie sind aber auch kafkaeske Kumpanen, die niemals hinter die Wahrheit kommen und in ihrer Verwirrung und Gefangenheit des Seins verhaftet bleiben.
Als Männer sind sie lächerlich, ihr mühsam aufrecht erhaltenes Selbstwertgefühl ist jederzeit angreifbar. Den Herausforderungen, denen sie sich stellen, wäre jedes Kind gewachsen – für sie sind es Heldentaten. Mobert wird im Sumpf zurückbleiben und sich dem Unbekannten stellen.
Dieser Selbstfindungstrip steckt voller Humor und wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Er ist aber auch ein ernstzunehmendes Symbol heutiger Sinnsuche und Orientierungslosigkeit, in der das Sein, die Seelensuche des Selbst, das hochstilisierte Individuum in all seiner Empfindsamkeit lustvoll in sein wahres Bestimmungsziel geleitet wird: in die Hohlheit und das Nichts.


Leseprobe

2. SZENE. IM SPERRGEBIET

RICKY: Ich hab immer ganz anders gelebt, glaub mir … oder glaub mir nicht.
MOBERT: Ich glaub dir.
RICKY: Es geht um die Fähigkeit, die Welt auf eine bestimmte Art und Weise zu betrachten …
MOBERT: Ich weiß genau, was du meinst.
RICKY: … nicht den Kopf in den Sand stecken, aufrappeln, den Staub abklopfen und weiter geht’s.
MOBERT: Ein anständiger Mensch sein, Bezugspunkte bemerken, Schritt halten.
RICKY: Eine gewisse intellektuelle Ausgewogenheit bewahren.
MOBERT: Nichts an die große Glocke hängen.
RICKY: Skeptisch sein.
MOBERT: (schreit) Zu wissen, worauf es hinausläuft.