Rosakäppchen und der liebe Rolf
Komödie in 2 Akten für 3 PersonenProfitheater Kinder- & Jugendstücke
- Autor:
- Karin Verdorfer / Katharina Schraml
- Rechte:
- Frei zur UA
- Typ:
- Kinderstück
- Anmerkung:
- für alle ab 6
„Das wird toll.“ Die Regisseurin von „Rotkäppchen“ glaubt wahrscheinlich an Autosuggestion, denn das, was sich auf ihrer Probe abspielt, ist weit davon entfernt: katastrophal schlechte Darsteller, keine Requisiten, kein Budget und allgemein chaotische Zustände.
Rotkäppchen und der Wolf turteln erst, um sich wenig später so richtig in die Haare zu kriegen. Der Bühnen- und Kostümbildner ist groß in Versprechungen, aber wenn man ihn braucht, schläft er oder ist unauffindbar. Deko und Kostüme bleiben Wunschträume.
Am Tag der Premiere weigert sich der Wolf-Darsteller Rolf mit Rotkäppchen namens Rosa zu spielen, da sie ihn als schlechten Schauspieler beschimpfte. Dementsprechend tüchtig muss bei der Aufführung improvisiert werden. Die Regisseurin ist im Dauereinsatz. Aber was soll’s, der Lappen muss hochgehen. Und so bekommen die Kinder eine sehr verhaltensoriginelle Aufführung geboten. Na dann: „Toi Toi Toi.“
Leseprobe
Wolf: Guten Tag, mein liebes Kind, wohin des Weges?
Rotkäppchen: Oh, guten Tag, lieber Wolf. Ich bin auf dem Weg zu meiner Großmutter. Sie ist krank und ich bringe ihr Kuchen und Wein.
Wolf: Aber liebstes Rotkäppchen, du kannst doch nicht so ganz alleine durch den Wald laufen, das ist doch gefährlich. Du könntest wilden Tieren begegnen, zum Beispiel einer tollwütigen Ameise.
Rotkäppchen: Oh, ja genau, oder einem Dinosaurier.
Wolf: Oder einem Haifisch. Da könntest du einen großen starken Wolf gebrauchen, der dich beschützt.
Rotkäppchen kichert.
Wolf: Ich werde nicht von deiner Seite weichen.
Ach wie hübsch du doch bist in deinem wunderschönen Kleid. Das Rot steht dir außerordentlich gut.
Rotkäppchen: Findest du? Eigentlich finde ich Rosa besser.
Wolf: Ja, klar. Als Rosakäppchen wärst du sicher auch zum Anbeißen.
Regisseurin Adele aus dem Publikum:
Stopp! Aus! Rolf, Rosa! Was redet ihr denn da für einen Unsinn? Und Schluss mit dem Geturtele, wir proben hier Rotkäppchen und nicht Romeo und Julia. Haltet euch an den Text.
Rolf: Entschuldigung...
Regisseurin: Also, bitte weiter... Das wird toll!
Wolf: Aber sag mir doch, du kleine Erdbeere, wohin gehst du?
Rotkäppchen lacht laut.
Regisseurin: Stopp! Du kleine Erdbeere?! Sonst noch was im Angebot? So steht das doch nicht im Textbuch! Noch mal und diesmal mit richtigem Text.
Rolf geht hinter die Bühne auf Auftritt.
Regisseurin: Also bitte.
Keine Reaktion.
Regisseurin: Rolf? Wolf?
Rolf: Entschuldigung, bin ich schon dran?
Regisseurin: Ja! Also bitte...
Wolf: Guten Tag, mein liebes Kind, wohin des Weges?
Rotkäppchen: Oh, guten Tag, lieber Wolf. Zu meiner Großmutter, sie ist krank, ich bringe ihr Kuchen und Wein, damit es ihr bald besser geht. Unterbricht die Probe. Moment, weil wir ja sowieso gerade unterbrochen haben, ich frage mich schon seit Probenbeginn, warum bringt das Rotkäppchen seiner kranken Großmutter Wein und Kuchen? Was bitteschön ist das für eine Botschaft für die Kinder? Wenn du krank bist, stopf Süßigkeiten in dich rein und trink Alkohol, dann wirst du gesund? Ich habe eine tolle Idee, wäre es nicht viel besser, wenn ich der kranken Großmutter eine Hühnersuppe und Salbeitee bringen würde? Das hilft bei mir immer, wenn ich krank bin.
Rolf: Wenn ich krank bin, nehm ich immer Globuli ...
Regisseurin: Stopp, Leute! Diskutiert das in der Pause. Also liebe Rosa, wir spielen hier ein uraltes Märchen der Gebrüder Grimm, und die hielten eben Wein und Kuchen für eine gute Medizin.
Rolf: Grimm, Medizinn, das reimt sich! Und was sich reimt, ist immer wahr!
Rolf und Rosa lachen.
Regisseurin: Also bitte, Wolf äh Rolf und Rosa noch einmal dieselbe Stelle. Das wird toll!