- Autor:
- Gerhard Waldmüller / Kerstin Schmid
- Typ:
- Schwank in drei Akten
- Anmerkung:
- ca. 140 Min
Den beiden Eventmanagern Valentin und Herbie droht das Aus ihrer Agentur. Die jungen Künstler bringen noch nichts ein, und ihr einziger Star, der alte Rock´n´Roller Charlie, hat auch schon bessere Tage gesehen. Der ekelhafte Immobilienmakler Schlangenbein will sie noch dazu aus dem Haus werfen. Der Vermieter ist gestorben und die neuen Besitzer planen, Luxuswohnungen daraus zu machen. In ihrer Not versuchen nun Herbie und Valentin, aus Charlie in aller Eile einen Volks-Rock ´n´Roller zu machen, der die Massen begeistert, um so Geld hereinzubekommen, damit sie das Haus kaufen können. Sie bitten Valentins Mutter sich beim Immobilienmakler als Interessentin für das Haus auszugeben und ihn hinzuhalten, um Zeit zu schinden, bis das Geld fließt. Charlie wird vom Vollblut-Rock´n´Roller zum Volks-Rock´n´Roller umgemodelt, und beim nächsten Auftritt am Schützenfest soll er groß aufspielen. Das geht aber mächtig daneben. Valentin und Herbie sind am Ende, Schlangenbein ist ihnen draufgekommen, dass sie ihn mit Mutter Rosemarie austricksen wollten. Es droht die sofortige Delogierung!. Doch er hat sich zu früh gefreut, es stellt sich nämlich heraus, dass Charlie´s alte Freundin Gabi die neue Besitzerin ist und die ist schon seit ewigen Zeiten in Charlie verliebt. Selbstverständlich kann die Agentur weiterbestehen. Denn Charlie´s Auftritt als Volks-Rock´n´Roller war zwar ein Fiasko, aber als echter Rock´n´Roller ist er den anderen um Längen voraus.
Leseprobe
1. Akt, 3. Szene
Charlie: Ihr hättet das Publikum sehen sollen am Samstag. Die haben getobt, sag ich euch!
Valentin: Wenn man bei 181 Zuschauern von toben überhaupt reden kann.
Charlie: Wie? 181 Zuschauer? Mir ist das so vorgekommen, als wären das viel mehr gewesen. Tausende!
Herbie: Ob du dich da so genau erinnern kannst, ist die Frage. Du hast doch vor dem Konzert fast eine Flasche Whiskey im Alleingang geleert.
Charlie: Jetzt mach mal halblang und schrei da nicht so rum. (deutet auf Cindy) Sie muss doch nicht alles hören…. Auf jeden Fall sind wieder die Schlüpfer geflogen. Wie in alten Zeiten. Die jungen Dinger konnten gar nicht mehr an sich halten.
Herbie: Valentin, zeig ihm mal die Schlüpfer.
Valentin: Da, ich hab sie extra aufgehoben, sonst glaubt mir ja das keiner. Wo habe ich sie denn (kramt die unmöglichsten Dinge aus den Schachteln, dann hebt xxl Unterwäsche aus einem Karton) Hier, das sind deine Schlüpfer. Die tendieren schon in Richtung Zwei-Mann-Zelt.
Herbie: Charlie, wir haben ein Problem!
Charlie : (total entgeistert) Ja, ich sehe es auch. Meine Fans haben zugenommen.
Herbie: Das meine ich nicht. Es kommen zu wenige.
Valentin: Charlie, wenn das so weiter geht, sind wir pleite. Wir können das Haus und die Agentur nicht mehr halten. Wir brauchen ganz dringend Geld. Wir haben zwar eine Menge junger Bands, aber die bringen erst in ein paar Jahren Geld. Dein Rock ´n´ Roll ist nicht mehr gefragt. Du musst deinen Stil ändern. Mehr Grunge oder CrossOver. Das geht heute bei den Jungen ab.
Charlie: Ich weiß nicht, was ihr auf einmal wollt. Das hat doch bisher immer alles super gepasst!
Herbie: Aber das zieht halt nicht mehr. Und die in deinem Alter, die hören jetzt plötzlich wieder Schlager und Volksmusik.
Charlie : Dann wird es Zeit, dass ich denen mal wieder echten Rock präsentiere.
Herbie: Ja, ja vielleicht in der Lederhose und mit Akkordeon, damit sie dich überhaupt rein lassen. Und auf jeden Fall brauchst du dann einen Trompetenspieler in der Band (lacht).
Cindy: Und einen Hut mit Gamsbart, hi hi hi. (schmiegt sich an ihn)
Valentin: (springt auf) Herbie, Stopp, stopp! Das ist es! Warum sind wir da nicht früher drauf gekommen? Wir machen einen Volks-Rock ´n´ Roller aus dir!
Charlie : Wie bitte? Einen was?
Valentin: Einen Volks-Rock ´n´ Roller - so wie der Gabalier. Der verkauft CDs ohne Ende und die Leute reißen sich um Tickets für seine Konzerte! Volkstümlicher Rock ´n´ Roll ist total angesagt.
Herbie: Ja klar, das ist es! Das ist ja überhaupt die Idee! Du, in zwei Wochen ist doch Schützenfest mit 950-Jahr-Feier. Da kommen doch die Typen vom Fernsehen und machen einen Bericht. Wenn wir es schaffen, dass er dort auftritt, dann kann er ganz groß rauskommen!
Valentin: Du, ich hab da ein paar Leute, die wir anrufen können. Der Andy, der komponiert uns bestimmt einen passenden Song. Wenn der nur genug getrunken hat, dann ist der auch auf die Schnelle kreativ.
Herbie: Und anders herrichten müssen wir ihn natürlich. Eine anständige Frisur, das Metall aus dem Gesicht, ein anständiges Hemd, eine Lederhose und natürlich eine Quetschn. Und schon wird aus Charlie, dem Master of Music - Karl, der Meister des Volks-Rock ´n´ Rolls!
Valentin: Wenn das einschlägt, haben wir ausgesorgt. Wir können das Haus hier kaufen und machen uns ein lockeres Leben.
Charlie: Mooooooment, Moooooooooment. Ich höre immer nur Volks-Dings-Bums und Gamsbart. Ich glaube, ihr zwei habt diesmal das falsche Zeug geraucht. Nie im Leben verkaufe ich mich für Geld als Schlagerfuzzi. Ich bin Rock ´n´ Roller durch und durch. Livin`on the edge - born to be wild - wanted, dead or alive in paradise city.
Herbie: Charlie, stell dich nicht so an! Das ist unsere Chance - auch deine. Oder glaubst du, dass du von den paar Tantiemen, die du für deinen uralten Hit noch kriegst, noch lange bei Armani und Gucci einkaufen kannst?
Charlie: Never! Volksmusik! Schlager! (muss sich fast übergeben) Ihr habt sie ja nicht mehr alle.