Zum Inhalt der Seite springen
Kaiserverlag

Rausch der Verwandlung

Theaterstück nach dem gleichnamigen Roman von Stefan Zweig
Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 3D / 2H / 1DEK / / Doppelbesetz.
Rechte:
Frei zur DEA

Pontresina 1926: Christine, eine Postassistentin aus ärmlichen Verhältnissen in der österreichischen Provinz, wird von ihrer wohlhabenden amerikanischen Tante ins elegante Palace Hotel – das heutige Hotel Walther – eingeladen. Unter den noblen Oberengadiner Feriengästen wird ihr bewusst, wie schäbig sie aussieht. Zum ersten Mal in ihrem Leben schämt sich das brave Postfräulein ihrer Armut. Doch die Tante kleidet sie kurzerhand neu ein und bringt sie zum Coiffeur. Christine erlebt eine rauschhafte Verwandlung – nicht nur äußerlich.
Verwundert entdeckt das blasse Mauerblümchen, wie schön und begehrenswert sie sein kann. Ihr Gang verändert sich. Ihre Haltung. Ihr ganzes Sein. Sie gerät in den betörenden Sog einer Welt des verschwenderischen Luxus’. Ein adretter Ingenieur aus Deutschland beginnt sich für sie zu interessieren. Auch ein verdienter General a.D. der britischen Armee sucht ihre Nähe und lässt sich von ihr betören. Dass beide sie für eine Adelige halten, findet sie nicht weiter schlimm. Doch ihr Erfolg weckt auch Eifersucht und Missgunst. Während Christine das Lebensgefühl der jeunesse dorée genießt, zieht sich die Schlinge einer unentrinnbaren Intrige zusammen.
Als sie und ihre Gönner vor der Hotelgesellschaft als Betrüger dastehen, schleicht sie durch den Dienstboteneingang davon, zurück in ihren engen, muffigen Alltag. Das unwirkliche Erlebnis im Oberengadin führt dazu, dass sie ihr reales, wohlgeordnetes Leben nicht mehr erträgt.
Stefan Zweigs Roman „Rausch der Verwandlung“ ist unvollendet und wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht. Der US-amerikanische Regisseur Wes Anderson beruft sich auf Zweigs „Rausch der Verwandlung“ als wichtigste Inspirationsquelle für seinen Kult-Film „Grand Budapest Hotel“.


Leseprobe

ELKINS: Hören Sie, dear Mistress Boolen, was ich Ihnen zu sagen habe, betrifft Miss Christiana. Ist sie wirklich Ihre Nichte?
CLAIRE: Selbstverständlich ... aber was bedeutet diese Frage?
ELKINS: Weil... nun weil mit einmal ein ganz sonderbares Gerede hier aufgekommen ist.. Und heißt sie tatsächlich van Boolen?
CLAIRE: Nein, nein ... sie ist doch meine Nichte, nicht die meines Mannes, die Tochter meiner Schwester in Wien. (…)
CLAIRE: Was ... seien Sie ganz offen ... was sagen die Leute?
ELKINS: Nun, Sie wissen ja, dass der große Respekt und die große ... die sehr große ... Sympathie, die ich für Miss Christiana empfinde, sich nicht um einen Fingerbreit verminderte, wenn sie tatsächlich aus ... engen Verhältnissen stammte ...
CLAIRE: Ich habe gar keinen Grund, lieber Lord, vor Ihnen das Geringste über die Herkunft Christines zu verschweigen. Sie steht im Staatsdienst, beim Post Office, was, ich hoffe, doch keine Schande ist.
ELKINS: Sie fragen das jemanden, der selbst vierzig Jahre im Staatsdienst gestanden hat. - Es gibt nichts Rachsüchtigeres und Hinterhältigeres als die kleine Gesellschaft, die gern die große sein möchte. Manche hier werden sich das zehn Jahre nicht verzeihen, zu einer Postangestellten höflich gewesen zu sein.



Rezensionen

Uraufführung: 10.09.2019, Klibühni, Das Theater Chur
Regie: Felix Benesch

Stefan Zweigs „Rausch der Verwandlung“ in der Bearbeitung von Felix Benesch hat das Publikum begeistert (…) und zurück in die Zwanzigerjahre versetzt. (…) Entstanden ist ein äusserst (sic) amüsantes Theatervergnügen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler spielen rückblickend in Doppel- und Dreifachrollen mit starken Dialogen die verschiedenen Figuren, fungieren gleichzeitig als Erzähler und geben sich da und dort auch gleich die eigenen Regieanweisungen. Sehr präsent, temporeich und mit viel Witz und Charme. (…) Diese Leichtigkeit bewirkt, dass Zweigs vieldimensionaler Text erst richtig in seinen Tiefen zu schillern beginnt ...
Die Südostschweiz und Bündner Tagblatt, 12. 09.2019