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Kaiserverlag

Pfingstrosen

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 1 D / 2 H / 1 Dek
Rechte:
Frei zur UA

Der alte Erwin Moser kann eine ziemliche Pestbeule sein, wenn es darum geht, seine Pflegekräfte loszuwerden. Sohn Bernhard treibt er damit regelmäßig in die Verzweiflung. Dabei bräuchte sein alter Herr tatsächlich Hilfe.
Als sich dann eines Tages die Pflegekraft Lena durchsetzt und trotz aller Beschimpfungen beschließt zu bleiben, verändert dies das Leben des alten Mannes. Der resoluten Lena gelingt es, Vertrauen zu ihm aufzubauen, ihm zu helfen und seine Lebensgeister wieder zu erwecken.
Sohn Bernhard sieht in seiner biederen Fürsorglichkeit für den Vater diese neue Freundschaft nicht gerne. Als Erwin Moser eine Herzattacke erleidet, gibt der Sohn Lena die Schuld daran und will sie loswerden. Doch er hat die Rechnung ohne seinen Vater gemacht: Der hält eine schöne Lektion für seinen Sohn bereit …


Leseprobe

Szene 3
Der Vater sitzt mürrisch im Stuhl. Es klopft. Er rührt sich nicht. Es klopft noch einmal.
Lena von draußen Hallo? Herr Moser? Ich weiß, dass Sie da sind. Pause Muss ich wirklich Ihren Sohn anrufen?
Er steht auf und geht zur Tür.
Vater So, Sie sind drinnen. Sonst noch Wünsche.
Lena Sagen Sie es mir. Dafür bin ich ja da.
Vater Sie sind da, weil mein missratenes Balg gedroht hat, mich abzuschieben, wenn ich sie nicht nett behandle. Meine Wünsche werden komplett ignoriert. Also machen Sie was Sie wollen und lassen‘s mich in Ruhe.
Lena Wie Sie wünschen.
Er setzt sich hin. Sie geht in der Wohnung herum und sieht sich um.
Vater Was machen Sie?
Lena Ich sehe mich etwas um.
Vater Warum?
Lena Da Ihre Kinderstube es nicht zulässt, mir eine Führung zu geben, muss ich das wohl selbst machen.
Vater Sie brauchen mir nichts über meine Kinderstube erzählen, Sie freche Göre. Ich brauche Ihnen meine Wohnung nicht zeigen, denn ich finde es schrecklich, dass Sie überhaupt hier sind. Also geben‘s eine Ruh.
Lena Wie Sie wünschen.
Vater Ich wünsche, dass Sie gehen.
Lena Gut. Ich komme Sie dann im Heim besuchen. Möchte gehen.
Vater Sie sind mir ein Weibsstück. Wo ich herkomme nennt man das Erpressung. Aber wieso wundert mich das? Sie sehen doch genauso aus.
Lena Wie denn?
Vater Hinterfotzig.
Lena Ich tue gar nichts. Ich bin nur ein Spielball zwischen Ihnen und ihrem Sohn. In Wirklichkeit sind Sie auf ihn böse.
Vater Böse reicht nicht aus.
Lena Ich brauche einen Job, Ihr Sohn eine Nanny für seinen Vater und sie brauchen jemanden, der sie komplett in Ruhe lässt, aber in Notfällen da ist. Wir gewinnen alle. Also hören Sie auf, mir gegenüber den Sturkopf raushängen zu lassen, denn ich bin sturer.
Vater Ich habe 36 Jahre eine Abteilung geleitet.
Lena Ich habe drei Brüder! Er gibt auf Geben Sie mir doch eine kleine Chance. Sie müssen mich ja nicht unendlich toll finden. Wenn Sie mich nicht im Schlaf ersticken wollen, wäre ich schon sehr dankbar.
Vater Sie machen alles was mein Sohn sagt, wieso soll ich ihnen irgendeine Chance geben?
Lena Wer sagt, dass ich alles mache was er will? Bin ich seine Betreuerin oder Ihre?
Vater Weder noch.
Lena Sie sind mein Klient. Also geschieht alles, so wie sie es wollen. Außer bei Medikamenten, da muss ich stur bleiben. Aber bei allem anderen bin ich flexibel.
Vater Sie behandeln mich nicht wie einen alten senilen Deppen, sie lassen mich alles alleine machen, außer ich frage danach, ich bestimme über alles, was mein Leben, meine Wohnung und meine Angewohnheiten angeht und sie erzählen meinem Sohn, dass ich der liebste alte Mann der Welt bin.
Lena Abgemacht! Soll ich jetzt noch strippen?
Vater Danke, Sie reichen mir schon als a Angezogene!
Lena Kann ich jetzt etwas für Sie tun?
Vater Heute Nacht ist leider etwas danebengegangen.
Lena Gut. Kann ich aber nur finden, wenn ich eine Wohnungsführung bekomme.
Vater Sie sind eine fürchterliche Person.
Lena Dito!