- Autor:
- Martin Ohrt
- Rechte:
- frei zur UA
- Typ:
- Kinderstück ab 6 Jahren
- Anmerkung:
- ca. 50 Min
Olivia hat genug von Ölsardinen. Schon zum Frühstück kommen sie auf den Tisch. Ihre Eltern besitzen nämlich eine Ölsardinenfabrik, die Olivias Urururgroßvater gegründet hat. Und eines Tages, wenn sie groß ist, soll sie diese übernehmen.
Eines Morgens spuckt Olivia die Ölsardinenstücke in ihrem Mund vor lauter Ekel in die Toilette. Da taucht Carlo, ein Pinguin, plötzlich auf, bedankt sich dafür, weil er schon tagelang nichts mehr zu fressen finden konnte. So beginnt eine Freundschaft zwischen den beiden. Doch Olivias Eltern wollen keine Haustiere, deshalb dürfen sie von Carlo nichts wissen.
Gemeinsam mit Carlo taucht Olivia durch die Toilette ins Meer. Sie ist erschrocken, wie wenig Fische und wie viel Plastikmüll es hier gibt. Und beinahe wird Carlo von einem großen Fischernetz gefangen.
Olivia stellt ihre Eltern zur Rede, will sie von der Fischerei abbringen. Als Carlo plötzlich vor ihnen steht, sind sie verärgert. Es kommt zum Streit, der in eine Dosenschlacht mündet. Nach einer Aussprache beruhigt sich die Lage, und Olivia muss schweren Herzens von Carlo Abschied nehmen, denn ein Pinguin gehört doch nicht ins Haus, und ein kleines Mädchen nicht ins Eismeer.
Ein versöhnliches Ende ist in Sicht, als der Vater beschließt, keine Sardinen mehr in Konserven zu packen, man kann ja stattdessen mal mit Gemüse versuchen, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Leseprobe
1. Szene
Mutter: Du weißt, erst werden die Sardinen aufgegessen. Sonst gibt es keine Schokocreme.
Olivia: Aber heute ist Sonntag. Und am Sonntag gibt es immer Schokocreme!
Vater: Jahrgang 1997. Ein Jahrhundertfang war das! Hab ich extra für dich ausgesucht.
Olivia: Das sagst du jedes Mal.
Vater: Letzten Sonntag hatten wir 1998. Kommt an diesen bei weitem nicht heran!
Olivia: Der Fisch ist eklig.
Vater: Wie kannst du so etwas behaupten?
Mutter: Du hast doch immer gerne Sardinen gegessen.
Olivia: Eine Leiche ohne Kopf im Blechsarg. Wie von einem Killer. Richtig abartig.
Vater: Dein Urururgroßvater Olivius hat sich zu Tode geschuftet, um diese Fabrik aufzubauen. Von seinem Schweiß und Blut zehren wir heute noch! Und eines Tages wird das alles dir gehören.
Olivia: Schweiß mit Blut ist eklig. Wie dieser Fisch.
Vater: Eines Tages wirst du dankbar sein dafür. Zu sich: Hoffentlich.
Mutter: Nimm erst mal ein kleines Häppchen mit ganz viel Brot … zeigt es ihr vor Das geht runter wie Öl! Steckt es genüsslich in den Mund.
Olivia versucht, es ihr nachzumachen. Sie stellt sich so ungeschickt dabei an, dass ihr das Stück Fisch auf den Boden fällt.
Vater: Das kostbare Stück! Jahrgang 1997!
Olivia: Wenn wir eine Katze hätten, würde sie sich darauf stürzen.
Mutter: Katzen stinken. Und pissen in jede Ecke.
Vater: Belauern würde sie uns. Keinen Bissen mehr könnten wir essen. Wir würden … verhungern!
Olivia: Das ganze Haus ist voll mit euren blöden Fischdosen!
Vater: Das ist alles auch deine Zukunft! Deshalb solltest du dankbar sein für jede Sardine, die noch … die auf den Tisch kommt.
Olivia: Wenn ich ein Brot mit Schokocreme haben darf, esse ich meinetwegen nachher auch eines mit Sardinen.
Mutter: Was haben wir ausgemacht?
Olivia: Ich hab gar nichts ausgemacht.
Mutter: Erst die Sardinen, dann die Schokocreme.
Olivia: Aber die Reihenfolge ist doch egal!