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Kaiserverlag

Mann ohne Beil

Profitheater Dramatik, Zeitstücke
Besetzung: 4D / 3H / 3DEK
Rechte:
Frei zur DEA

Der 16jährige Stephan hat im Traum seinen herzkranken Vater mit einem ganz kleinen Messer in ganz kleine Stücke zerschnitten, nachdem dieser ihn um den Tod gebeten hatte – ein ganz klarer Fall für alle Freudiander. Seine Freundin Rachel, 15, ist entsetzt, aber Stephan deutet diese Mordstat als ein Anzeichen für eine neue Kraft, über die er seit ihres Zusammenseins verfügt.
Rachel ist kühl und ehrgeizig, mit Fragen über die Existenz des Schicksals braucht man ihr erst gar nicht zu kommen. Sie hat sehr konkrete Träume, in denen sie Stephan als erfolgreichen Manager irgendwo in den Chefetagen phallischer Banktürme sieht. Und sie wäre die starke Frau, die hinter ihm steht.
Stephans Vater, Herr Wede, lebensmüde und seines Seins in eben jenen Banktürmen überdrüssig, gelingt es aus Feigheit nicht, sein Leben zu beenden. So engagiert er jemanden, der wenigstens das Leben seiner Ehefrau ausknipst, um durch diese Katastrophe in der Familie wieder gefordert zu werden. In Rachels Mutter, Frau Kramer, die sich freiberuflich und professionellerweise um derartiges kümmert, findet er eine scheinbar willfährige Vollstreckerin. Durch die Anheuerung zum Mord gelangen die Familien von Stephan und Rachel das erste Mal zusammen. Doch Killerin Frau Kramer berichtet Frau Wede nur von der Abmachung, ohne tätlich zu werden. Aus Verzweiflung über das Ruchbarwerden seines Vorhabens geht der Familienvater ins Gas – in jenen Backofen, in dem er einst gewohnheitsmäßig und liebevoll Apfelkringel für seine Lieben bereitete. Rachel selbst hat allerdings bei der Entleibung ein wenig nachgeholfen …
Matthias Wittekindt erzählt diese Familiengeschichte mit einer unaufwendigen und glaubhaften Umgangssprache, er spielt lustvoll mit Rollenverhalten und Populärpsychologie. Das Hauptinteresse gilt jedoch einer Jugend, die sich von einer Erwachsenenwelt in jeder Hinsicht abgestoßen und gleichzeitig angezogen fühlt, sowie deren Versuch, scheinbar vorgezeichneten Wegen zu entkommen.Mann ohne Beil" ist die ironische Reflexion einer Wirklichkeit, die ihrer Jugend einen Konservatismus bescheinigt, der radikaler wirkt, als der ihrer gut situierten Eltern.