- Autor:
- Eckard Koltermann
- Musik:
- Libretto von Jan Demuth
- Typ:
- Ein Kammermusiktheater über Kunstparasiten
Maden – jeder kennt sie, keiner mag sie, keinesfalls will man welche sehen, und schon gar nicht auf der Bühne. Maden sind kein Thema. Oder doch? Schon Shakespeares Hamlet führte oft und gern ein paar in den Mund – metaphorisch gesprochen, um seine Umgebung zu schockieren und seinem Ekel an der Welt wie seiner Lust an der Vergänglichkeit Ausdruck zu geben.
Im 20. Jahrhundert war es der Dichter Thomas Bernhard, der in einer kruden Analogie den Verwesungsprozeß mit der Entstehung eines musikalischen Kunstwerkes gleichsetzte, bei der die Maden wie Instrumentalsolisten Geburts- oder besser Sterbehilfe leisteten.
In Eckard Koltermanns Musiktheater geht es um das Sterben eines Dichters, Todesursache: seine Kunst, genauer: seine Kunstwerke, die Figuren seiner Dramen. Sie sind die Maden, die sein eigenes Fleisch gebrütet hat, Produkte seines Geistes, die ihm selber unbewußt an der Hirnmasse zehren. Von Szene zu Szene umzingeln sie den Dichter enger, der zunächst kaum ahnt, wie ihm geschieht. Jede Madenfigur versucht für sich ihren Schöpfer erst zu umgarnen und dann zu verspeisen, aber erst zum unguten Schluß erreicht das Madenkonzert in einer konzentrierten Aktion aller sein Ende: im großen Fressen.