- Autor:
- Raffaela Schöbitz
- Rechte:
- Frei zur UA
Johannes ist 35 Jahre alt und hat seit einem Jahr seine Wohnung nicht mehr verlassen. Als er von seiner Mutter erfährt, dass die Großmutter an einer Gehirnblutung gestorben ist, zwingt er seinen von Ängsten und Neurosen geplagten Körper nun doch vor die Tür.
Auf der Beerdigung der Großmutter treffen die drei Generationen der zersplitterten Familie wieder zusammen. In einer assoziativen Erzählweise aus Erinnerungsmonologen, Sprechchören und Zeitsprüngen in unterschiedliche Familiensituationen entspinnt sich ein dialogischer Konflikt zwischen den Figuren.
Gemeinsam verdauen sie ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, erzählen von ihrem persönlichen Wunsch nach Hoffnung, Revolution und Neuanfang. Am Ende steht der letzte große Aufschrei und die Frage: Was geschieht mit der Zukunft, wenn die Vergangenheit in der Gegenwart vergessen wird?
Leseprobe
JOHANNES: Willst du wirklich wissen, warum sie mich verlassen hat?
REGINA: Natürlich!
MARGARETE: Wieso hat mir die keiner vorgestellt?
JOHANNES: Weil ich ihr kein Kind machen wollte.
REGINA: Wie du das sagst.
JOHANNES: Weil sie es so gesagt hat. „Mach mir ein Kind.“, so hat sie das gesagt. Als ob das so leicht gehen würde. Mal kurz was reinstecken und dann: Tadaaa! Ich bin doch kein Houdini.
REGINA: Ich wusste ja nicht, dass ihr schon soweit...
JOHANNES: Waren wir auch nicht. Also sie schon. Die hat die Namen unserer Kinder gewusst, da waren wir gerade erst beim zweiten Bier. „Das ist normal. Das ist die biologische Uhr.“, hat Frank gesagt.
REGINA: Voilà. Mit einem Satz, 40 Jahre Emanzipation dahin.
JOHANNES: Genau das mein ich. Kannst du das mal lassen?
REGINA: Sei doch nicht so empfindlich.
JOHANNES: Deswegen erzähl ich dir nie was. Du kriegst das gar nicht mit, oder?
REGINA: Johannes, bitte!