- Autor:
- Ingmar Villqist (Polen)
- Originaltitel:
- Noc Helvera
- Übersetzung:
- Aus dem Polnischen von Karolina Bikont
Eine kleinbürgerliche Küche in einer europäischen Großstadt. Schreie von Demonstranten auf der Straße. Ein junger Mann stürmt freudig in die Küche und zeigt seine Militärabzeichen und sein Sturmgewehr. Seine Freunde haben das Geschäft des alten Nachbarn angezündet. Er zwingt die Frau auf den Boden und unter den Küchentisch. Sie muss mitmarschieren. Sie droht ihm mit der psychiatrischen Anstalt. Das weist ihn in die Schranken. Die Frau erzählt die Geschichte ihres Lebens: Sie war glücklich verheiratet. Nach der Geburt eines mongoloiden Babys zerbrach ihr Glück. Dem Ehemann zuliebe brachte sie das Kind in eine Anstalt, der sie trotzdem verließ. Das Kind stirbt. In der selben Anstalt begegnet sie dem debilen Helver und nimmt ihn auf.
Eine aufgebrachte Meute will Helver holen. Sie beschreibt ihm den Fluchtweg. Mit berührender kindlicher Naivität macht sich Helver auf den Weg. Halb totgeschlagen kehrt er zurück. Aus bunten Tabletten bauen sie Bilder, die Helver in eine bessere Welt bringen sollen.
Ein fiktives totalitäres Regime und die Vernichtung vermeintlich minderwertigen Lebens, des Anderen und Kranken, sind die Themen.
Ein intimes Kammerspiel ohne hohle Phrasen.
„Helvers Nacht“ ist ein perfekt geschriebenes, ungemein spannendes Psychodrama in der Tradition Harold Pinters und Ingmar Bergmans, ein Fressen für jede anspruchsvolle Studiobühne. Die große polnische Schauspielerin Krystyna Janda spielt die Frau in der Warschauer Produktion mit vibrierend-zurückhaltender Innerlichkeit. Gäbe es in Bonn einen Schauspielerpreis, hätte die Auszeichnung schon nach dieser Aufführung fest gestanden.